Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P447
DOI: 10.1055/s-0036-1592889

Exazerbation eines Malabsorptionssyndroms auf Basis eines Magenbypasses in der Schwangerschaft

V Kiver 1, A Thomas 1, W Henrich 2, A Bartens 1, A Weichert 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Berlin, Deutschland
  • 2Charite – Universitätsklinikum, Berlin, Deutschland

Zielsetzung: Die Differentialdiagnose eines akuten Leberversagens in der Schwangerschaft bei einer multimorbiden Patientin.

Case report: Eine 42-jährige II Gravida/I Para in 20+6 Schwangerschaftswochen stellt sich mit Fieber und Erysipel eines seit 3 Wochen zunehmendem Lipödem der unteren Extremitäten vor (Gewichtszunahme 20 Kilo in 6 Wochen). Sie hatte vor 3 Jahren einen Magenbypass erhalten und seither 60 Kilogramm abgenommen. Seit ca. 6 Monaten litt die Patientin unter 5 – 6 öligen Durchfällen/Tag. Zudem gab sie Dysphasie und Glossodynie an. Die Schwangerschaft war aufgrund der unregelmäßigen Periode erst in der 18. Schwangerschaftswoche bemerkt worden.

Geburtshilflich konnte eine regelrecht entwickelte Schwangerschaft dargestellt werden. Zudem zeigten sich neben erhöhten Entzündungswerten auch eine massive Hypalbuminämie, eine Gerinnnungsentgleisung sowie eine ausgeprägte Malnutrition. Ein mäßig substituiertes Malabsorptionsyndrom auf Basis eines Magenbypasses war durch die Schwangerschaft der Patientin exazerbiert. Trotz parenteraler Ernährung, Albumin und Vitamin K Substitution und intravenöser Antibiotikatherapie verschlechtert sich der klinische Zustand rapide. Das Erysipel disseminierte hematologisch auf beide Extremitäten der Patientin. Die Patientin wird auf Intensivstation verlegt.

Bei einem akuten Leberversagen wird die Sectio parva in 21+ 5 Schwangerschaftswochen durchgeführt.

Die Patientin wird weiterhin intravenös ernährt und antibiotisch behandelt. Eine nekrotisierende Fasciitis konnte via MRT ausgeschlossen werden, es bildeten sich jedoch große Abszesstaschen an mehreren Stellen.

Drei Wochen postsectionem kann die Patientin das Krankenhaus bei Wohlbefinden verlassen. Sie hat 30 Kilogramm Ödeme verloren.

Diskussion: Der Zustand der Patientin verbesserte sich rapide postsectionem. Die Differentialdiagnose des akuten Leberversagens beinhaltet das atypische HELLP-Syndrom, septisches Leberversagen, oder ein Leberversagen auf Grund der chronischen Mangelernährung.