Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P546
DOI: 10.1055/s-0036-1592940

Behandlung eines Aortenaneurysmas in der Schwangerschaft

V Seidel 1, W Schulze 1, C Koch 1, K von Weizsäcker 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland

Zielsetzung und Hintergrund: Wir stellen den Fall einer 32-jährigen 1. Gravida mit Erstdiagnose Aneurysma der Aorta ascendens in der Schwangerschaft mit dringlicher Operationsindikation vor.

Die Operation dieses Krankheitsbildes erfordert das Operieren unter Herz-Lungen-Maschine (HLM). Der Fetus wird durch den nicht-pulsatilen Blutfluss und die Hypothermie gefährdet. Zu Operationen mit HLM in der Schwangerschaft liegen nur Fallberichtsammlungen vor, die auf das fetale Überleben fokussieren. Es werden Fehl- und Totgeburtsraten von 15 – 30% angegeben. Laut ESC-Guidelines kommt es in 3 – 6% zu neurologischen Beeinträchtigung beim Feten. Diese sind präpartal nicht valide sonographisch zu prognostizieren. Eine Schwangerschaftsbeendigung vor Operation birgt das Risiko der Aortendissektion oder Ruptur des Aneurysmas beim Pressen.

Fall: Bei einer 32-jährigen 1. Gravida fiel in der 5. SSW ein Herzgeräusch auf. Die echokardiographische Diagnostik zeigte eine LVEF von 60%, ein Aneurysma der Aorta ascendens mit Durchmesser von 55 mm mit einer Aortenklappeninsuffizienz II° bei bikuspider Aortenklappe und einer funktionellen Mitralinsuffizienz I°. Nach interdisziplinärer Beratung erfolgten in 19+0 SSW der Aortenklappenersatz mit einer Bioprothese sowie der suprakoronare Ersatz der Aorta ascendens mit Hemashild-Prothese.

In postoperativen sonographischen Kontrollen zeigte sich beim Feten eine milde zerebrale unilaterale Ventrikulomegalie. Die Geburt erfolgte per unkomplizierter primärer Sectio in 38+5 SSW. Es wurde ein Mädchen entwickelt (2985 g, Kopfumfang 34 cm, APGAR 9/10/10). Die U1 und U2 waren unauffällig, das Mädchen zeigte sich als neurologisch altersentsprechend.

Zusammenfassung: Die Behandlung eines Aortenaneurysmas in der Schangerschaft stellt eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Mit diesem Fallbericht schildern wir ein erfolgreiches interdisziplinäres Management dieses Krankheitsbildes. Das neurologische Langzeitoutcome des Neugeborenen sollte weiter überwacht werden.