Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P172
DOI: 10.1055/s-0036-1593049

Analyse des Einflusses familienpolitischer Maßnahmen auf die Geburtenentwicklung am Beispiel des Elterngeldes in Magdeburg und internationaler Vergleich mit Lyon/Frankreich

C Kempa 1, I Berek 1, S Kropf 2, SD Costa 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • 2Otto von Guericke Universität Magdeburg, Institut für Biometrie und Medizinische Informatik (IBMI), Magdeburg, Deutschland

Zielsetzung: Zielstellung dieser Arbeit ist die Untersuchung eines Einflusses des Elterngeldes auf die Geburtsplanung von Frauen in der Region Magdeburg sowie die Erforschung von Ursachen der höheren Geburtenrate in Frankreich am Beispiel einer vergleichenden Analyse von Daten aus Magdeburg und aus Lyon.

Materialien: Datengrundlage sind Ergebnisse einer Befragung von Wöchnerinnen an der Universitätsfrauenklinik Magdeburg aus dem Zeitraum 03/2009 – 07/2010 (N = 700) sowie am Centre Hospitalier de Sainte-Foy-lès-Lyon/Frankreich aus den Monaten 02 – 03/2011 (N = 84).

Methoden: Die Datenanalyse erfolgte mit „SPSS 19.0 für Windows“.

Ergebnisse: Unter den Magdeburger Befragten gaben 22,4% an, dass das Elterngeld relevant bei ihrer Geburtsplanung war. Wir konnten zeigen (Chi2-Test), dass Frauen, die zuvor berufstätig waren (p = 0,036), Frauen in einem Alter von 31 – 35 Jahren (p = 0,025) sowie Frauen, die präpartal ein eigenes Nettomonatseinkommen > 2000 € erzielten (p = 0,011), dem Elterngeld mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit eine Relevanz zusprachen. Im Vergleich der Antwortergebnisse aus Magdeburg und Lyon bezüglich der Relevanz des Elterngeldes bzw. der französischen Familienleistungen „allocations familiales“ bei der Schwangerschaftsplanung zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Stichproben (Chi2-Test, p = 0,260). Limitierungen unserer Analysen ergaben sich aus dem Größenunterschied der Stichprobenumfänge und signifikanten Unterschieden in soziodemographischen Daten der befragten Mütterkollektive.

Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse deuten auf einen möglichen fertilitätssteigernden Einfluss des Elterngeldes auf berufstätige Frauen im Alter über 30 Jahren mit einem höheren eigenen präpartalen Einkommen hin. Die Vergleichsergebnisse aus Magdeburg und Lyon implizieren jedoch, dass vielmehr gesellschaftliche Strukturen und Wertvorstellungen Einfluss auf die Fertilitätsrate einer Bevölkerung haben als staatliche Fördermaßnahmen.