Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P200
DOI: 10.1055/s-0036-1593063

Ulcus acutum vulvae (Lipschütz) – eine seltene Manifestation eines Genitalulcus

J Zimmermann 1, C Hirchenhain 1, P Wimberger 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Dresden, Universität Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland

Hintergrund: Genitalulcera nicht-sexueller Genese sind eine seltene, häufig bei jungen Mädchen beobachtete Entität. 1912 erstmals durch Lipschütz beschrieben, ist die genaue Ursache des Ulcus vulvae acutum bis heute nicht bekannt. In der Literatur sind Fälle beschrieben, in denen eine Assoziation zu viralen Infektionen wie CMV, Influenza oder EBV vorliegt.

Fallbericht: Eine 16-jährige Patientin wurde wegen des V.a. Herpes genitalis in unsere Notfallambulanz überwiesen. Zuvor erfolgte eine orale Therapie mit Aciclovir, worunter es zu keinerlei Besserung kam. Die Patientin berichtet über eine seit einer Woche bestehende Schwellung und Schmerzen im Genitalbereich sowie einen grippalen Infekt mit Fieber und Husten. Die Patientin ist nicht sexuell aktiv. Es zeigte sich ein im Introitus liegendes, ausgestanzt wirkendes, fibrinös belegtes, schmerzhaftes Ulcus bei ansonsten unauffälligem äußeren Genitale. Es wurde bei fehlender Besserung unter Aciclovir der V.a. ein Ulcus acutum vulvae (Lipschütz) gestellt und eine serologische und mikrobiologische Diagnostik bezüglich STD durchgeführt. Es erfolgte bei V.a. Superinfektion die Fortführung der systemischen Antibiose und weitere symptomatische Behandlung mit lokaler und systemischer Analgesie. Die Serologie und Mikrobiologie für STD und akute Infektionen waren unauffällig.

Nach einer Woche zeigte sich eine deutliche Besserung der Beschwerden sowie ein nahezu vollständig abgeheiltes Ulcus mit noch frischer Epithelialisierung.

Zusammenfassung: Da es sich beim Ulculs acutum vulvae um ein selbstlimitierendes Krankheitsbild handelt, sind Biopsien ohne diagnostischen oder therapeutischen Nutzen. Eine Diagnostik bezüglich STD sollte durchgeführt und ein M. Behçet ausgeschlossen werden. Lokalanästhetische Maßnahmen oder antiseptische Sitzbäder stehen im Vordergrund, zudem ist auf eine ausreichende Analgesie zu achten.