Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P263
DOI: 10.1055/s-0036-1593094

Verminderte Protamin-mRNA Ratio humaner Spermatozoen scheint mit rezidivierenden Aborten assoziiert

N Rogenhofer 1, J Ott 2, V von Schönfeldt 1, A Pilatz 3, J Wolf 3, L Windischbauer 2, S Mittenzwei 1, S Mahner 1, CJ Thaler 1, K Steger 3
  • 1Frauenklinik der Ludwig-Maximillians-Universität, Hormon- und Kinderwunschzentrum, München, Deutschland
  • 2Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Wien, Österreich
  • 3Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie der Justus-Liebig Universität Gießen, Gießen, Deutschland

Zielsetzung: Die beiden Spermien-spezifischen Protamine (PRM1, PRM2) stellen für die Differenzierung haploider Spermatiden in fertile Spermatozoen Schlüsselmoleküle dar, da ihre Expression mit einer Kondensation des Kernchromatins und einem Stop der Transkription einhergeht. Eigene Untersuchungen konnten die Protamin-mRNA Ratio in humanen Spermatozoen bereits als potenten Biomarker für das männliche Fertilisationspotential belegen (Rogenhofer et al. 2013 HumReprod 28:969 – 978). Inzwischen existieren fundierte Hinweise, dass das Spermienepigenom Einfluss auf die Fertilisierung und die frühe Embryonalentwicklung nimmt. Da der Histon-Protamin-Austausch als ein Spermien-spezifischer epigenetischer Mechanismus aufgefasst werden kann, wurde in der vorliegenden Studie die mögliche Bedeutung der Protamin-mRNA Ratio für rezidivierende Aborte (RSA) untersucht.

Material und Methoden: Es wurde bei 16 Partnern von Frauen mit zwei oder mehr ungeklärten RSA die Protamin-mRNA Ratio bestimmt (RSA-Gruppe). Als Kontrollgruppe dienten 30 gesunde Familienväter mit Normozoospermie (WHO 2010). Nach Spermienlyse folgten RNA-Extraktion, cDNA-Synthese, quantitative PCR und statistische Auswertung mittels Mann-Whitney-U Test.

Ergebnis: Von den Ejakulatproben der Männer der RSA-Gruppe lagen sämtliche Protamin-mRNA Ratios außerhalb des Normbereichs. Es fand sich eine große Streubreite der Protamin-2 Werte. Die mittlere Protamin-mRNA Ratio der Männer aus der RSA-Gruppe war hochsignifikant niedriger als jene der Kontrollgruppe (Median 0,95; Range 0 – 5,12; 90% Konfidenzintervall 1,33; p < 0,01). Es unterschieden sich sowohl die Protamin-1 (p < 0,05), als auch die Protamin-2 (p < 0,01) Konzentrationen signifikant zwischen beiden Gruppen, wobei der Unterschied bezüglich der Protamin-2 Werte höher ausfiel.

Zusammenfassung: Unsere ersten Ergebnisse legen einen Einfluss der Protamin-mRNA Ratio in humanen Spermatozoen auf das gehäufte Abortgeschehen nahe.