Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P345
DOI: 10.1055/s-0036-1593143

Muss das monomodale Mammografie-Screening-Programm durch ein multimodales Brust-Screening-Programm ersetzt werden?

U Placzek 1
  • 1Praxis Sendlinger-Tor-Platz 10, München, Deutschland

Zielsetzung: Weiterentwicklung des defizitären monomodalen Mammografie-Screenings zu einem multimodalen Brust-Screening, das alle Frauen ab dem 35. Lebensjahr einbezieht und die gesamte Diagnosekette berücksichtigt.

Materialien: Evaluationsbericht der Kooperationsgemeinschaft Mammografie 2014,

Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms (AWMF Register-Nummer: 032 – 045OL),

Curriculum Ärztliches Qualitätsmanagement 2007 (Bundesärztekammer, KBV, AWMF), Curriculum Ärztliches Peer Review 2013 (Bundesärztekammer).

Methoden: Darstellung der Ergebnisse des Mammografie-Screening-Programms anhand der Aussagen des Epidemiologischen Krebsregisters Nordrhein-Westfalens (2012) und der offensichtlichen Programm-Defizite:

  • Zielgruppe sind Frauen zwischen 50 und 69 Jahren: Bildgebende Untersuchungen werden jüngeren Frauen mit hoher Mortalitätsrate und älteren Frauen mit hoher Inzidenz nicht angeboten.

  • Bei Frauen mit dichter Brust (ACR 3 und 4) hat die Mammografie eine Sensitivität von 30 – 40%: Jedes 3.-4. Karzinom wird im Mammografie-Screening-Programm nicht gefunden; 40% der T2-T4-Karzinome sind Intervallkarzinome.

  • Falsche Anreize durch die Erstattungssysteme führen dazu, dass kein Patientin-Arzt-Kontakt möglich ist.

Ergebnisse:

  • In einem risikostratifizierten Algorithmus müssen allen Frauen ab dem 35. Lebensjahr bildgebende Untersuchungen angeboten werden.

  • Gemäß der S3-Leitlinie (Empfehlungsgrad A) soll allen Frauen mit dichter Brust eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung angeboten werden.

  • Nur der persönliche Kontakt zwischen Patientin und Arzt ermöglicht eine informierte Inanspruchnahme. Er kann zudem die Zahl der Intervallkarzinome senken und die Compliance verbessern.

Zusammenfassung: Struktur- und Prozessqualität der Brustkrebsdiagnostik können in einem an die S3-Leitlinie angelehnten Brust-Screening-Programm sichergestellt werden.

Die Ergebnisqualität wird dadurch verbessert, dass durch Mamma-Ultraschall ein Teil der Intervallkarzinome zusätzlich detektiert wird.

Die Compliance wird verbessert, wenn betreuende Frauenärzte in das Programm einbezogen werden.