Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P405
DOI: 10.1055/s-0036-1593163

Plasmapherese bei einem lebensbedrohlichen Fall von HELLP-Syndrom in der 18. Schwangerschaftswoche

A Iannaccone 1, B Tyczynski 2, C Birdir 1, A Enekwe 1, R Kimmig 1, A Köninger 1
  • 1Universitätsklinik Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Essen, Klinik für Nephrologie, Essen, Deutschland

Einleitung: Das HELLP Syndrom ist eine lebensbedrohliche Schwangerschaftskomplikation. Das Auftreten vor der 21. Schwangerschaftswoche ist sehr selten.

Fallbeschreibung: Eine Patientin wurde mit Oberbauchbeschwerden, Thrombozytopenie (40/nl), niedrigem Haptoglobin (0,07 g/dl), Leberwerterhöhung und arterieller Hypertonie in der 17+5 SSW vorstellig. Bei V.a. Gestose verabreichten wir Magnesium i.v. und Dexamethason. Mittels Lebersonografie, Nierenwerte, Gerinnungsparameter und Bilirubin konnte eine akute Schwangerschaftsfettleber und mittels normwertiger Metalloprotease ADAMTS13-Aktivität thrombotisch-thrombozytopenische Purpura ausgeschlossen werden.

Nach kurzfristiger klinischer Besserung traten Blutdruckentgleisung, Anstieg der Leberwerte in den 4-stelligen Bereich und Abfall der Thrombozyten auf 19/nl auf. Sonographisch ergaben sich keine Hinweise auf eine Plazentainsuffizienz. Wir führten insgesamt 14 Plasmapheresen durch (Spectra Optia®; rechtsseitiger Shaldon-Katheter, Berechnung Plasmavolumen: EPV =[0,065 X body weight(kg)] X [1-Hematocrit]).

Unter dieser Maßnahme konnte die Schwangerschaft 20 Tage verlängert werden. Aufgrund einer dramatischen klinischen Verschlechterung aller Parameter fand in der 20+4 SSW die Sectioentbindung statt.

Diskussion: Dieser Fall zeigt zwei wichtige Aspekte beim frühen HELLP-Syndrom: Ausschluss von Differentialdiagnosen und die für diese Indikation neue Anwendung der Plasmapherese.

Abb. 1: Verlauf von Blutdruck und Thrombozyten

Fazit: Die Plasmapherese kann eine Verlängerung der Schwangerschaft bei frühem und schwerem HELLP-Syndrom ermöglichen.