Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P509
DOI: 10.1055/s-0036-1593203

Schwangerschaft bei dialysepflichtiger schwerer Nierenerkrankung oder nach erfolgreicher Nierentransplantation

C Hug 1, F Markfeld-Erol 1, M Kunze 1, H Prömpeler 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Geburtshilfe und Perinatologie, Freiburg, Deutschland

Hintergrund: Eine chronische Nierenerkrankung bedeutet nicht, dass junge Frauen einen vorhandenen Kinderwunsch aufgeben müssen. Schwangerschaften unter Dialysetherapie oder nach einer erfolgreichen Nierentransplantation sind immer noch sehr selten aber grundsätzlich möglich. Es handelt sich hierbei um Risikoschwangerschaften, die einer besonderen medizinischen Betreuung bedürfen um die Gesundheit von Mutter und Kind nicht zu gefährden.

Wir berichten über den Verlauf und das Outcome von 3 Patientinnen mit einer chronischen Nierenerkrankung.

Kasuistik 1: 33J I/0 mit bekanntem Mittelmeerfieber, amyloidose-assoziiertem akutem Nierenversagen mit nephrotischem Syndrom in der 21 SSW. Die bisherige Therapie mit Colchicin wurde beendet und eine Therapie mit dem Interleukin1-Rezeptor-Antagonist Anakinra gestartet. Die Patientin befindet sich aktuell in der 24 SSW und erhält 3 × pro Woche Dialysetherapie.

Kasuistik 2: 23J I/0 die sich in der ca. 14 SSW erstmalig mit diffusen Unterbauchschmerzen bei bekannter chronischer Niereninsufffizienz Stadium 5 bei pyelonephritischen Schrumpfnieren bds. in unserer Ambulanz vorstellte. Die Schwangerschaft war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Die Dialysetherapien wurden aufgrund der Schwangerschaft auf 7 x pro Woche angepasst. Aktuell befindet sich die Patientin in der 19 SSW.

Kasuistik 3: 29-jährige I/0 in der 29 SSW im Z.n. Nierentransplantation 2003 links. Bei einer Proteinurie von 2,6 g im Eiweiss-Kreatinin Quotienten haben wir für die differentialdiagnostische Abklärung des Risikos einer Präeklampsie den sFlt-1/PIGF Quotienten verwendet.

Schlussfolgerung: Nur wenn eine sorgfältige Überwachung der Schwangerschaft in Zusammenarbeit mit den werdenden Eltern, Nephrologen und Gynäkologen gewährleistet ist und einer Schwangerschaft im Einzelfall keine besonderen medizinischen Probleme entgegenstehen, kann das Risiko als vertretbar gelten.