Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV012
DOI: 10.1055/s-0036-1593249

Erste Phänotypdaten für moderate Risikogene des TruRisk® Genpanels

N Herold 1, J Hauke 1, A Heimbach 1, L Richters 1, S Kröber 1, N Weber- Lassalle 1, E Pohl 1, B Wappenschmidt 1, G Neidhardt 1, K Rhiem 1, R Schmutzler 1, E Hahnen 1
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Etwa 25% aller Mammakarzinome treten familiär gehäuft auf. In ¼ dieser Fälle sind pathogene Mutationen in den Hochrisikogenen BRCA1/2 ursächlich, in rund 1 – 2% findet sich die Foundermutation 1100delC im moderaten Risikogen CHEK2. Zur Validierung weiterer Risikogene wurde 2015 im Deutschen Konsortium das TruRisk®-Genpanel etabliert: neben BRCA1 und BRCA2 werden 22 weitere Gene mittels Next Generation Sequencing (NGS) analysiert.

Materialien und Methoden: Insgesamt wurden im Zentrum Köln 737 Risikofamilien ohne BRCA1/2- oder 1100delC Mutation im CHEK2-Gen mittels TruRisk®-Genpanel analysiert. Es wurden 282 reine Mammakarzinomfamilien und 455 Mamma- und Ovarialkarzinomfamilien ausgewertet.

Das TruRisk®-Genpanel umfasst neben den 10 Core-Genen weitere 22 Kandidatengene (z.B. ATM, BARD1, BRIP1, CHEK2, FANCM, NBN, PALB2, RAD51C).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 43 pathogene Mutationen in 58 nicht verwandten Personen identifiziert: ATM (n = 16), PALB2 (n = 8), NBN (n = 6), CHEK2 (außer 1100delC) (n = 5), BARD1 (n = 3), BRIP1 (n = 3), RAD51C (n = 3) und FANCM (n = 4).

Erste Phänotyp-Daten ergeben folgende Ergebnisse: Alle Mammakarzinome mit CHEK2-Mutation zeigten einen Luminal A oder Luminal B Phänotyp. Das Ersterkrankungsalter lag bei Median 37 Jahren.

Bei 4 von 8 PALB2-Mutationsträgerinnen wurde ein triple-negatives Mammakarzinom diagnostiziert.

Unter den 16 Familien mit einer ATM-Mutation waren insgesamt 6 Familien mit einem Ovarialkarzinom.

In zwei reinen Mammakarzinomfamilien wurde eine Mutation im RAD51C-Gen identifiziert.

Zusammenfassung: Die Genanalyse mittels TruRisk®-Genpanel ermöglicht die Validierung von Risikogenen für Brust- und Eierstockkrebs. Für die Beratung und Betreuung der Patientinnen ist die Korrelation von Phänotypdaten zu den o.g. Risikogenen essentiell, um Aussagen zu altersspezifische Inzidenzen, natürliche Krankheitsverläufe und Effizienz präventiver und therapeutischer Maßnahmen machen zu können.