Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV047
DOI: 10.1055/s-0036-1593284

Die Bedeutung des Geburtsmodus für die Entwicklung der intestinalen Mikrobiota Neugeborener

K Schindlbeck 1, A Rueffer 2, C Wolf 3, G Wolf 4, S Christoffel 5, C Schindlbeck 5
  • 1Fachhochschule Salzburg, Puch/Salzburg, Österreich
  • 2Labor L+S AG/Enterosan, Bad Bocklet-Großenbrach, Deutschland
  • 3Deutsches Herzzentrum, Pädiatrische Kardiologie, München, Deutschland
  • 4Klinikum Traunstein, Kinderklinik, Traunstein, Deutschland
  • 5Klinikum Traunstein, Frauenklinik, Traunstein, Deutschland

Zielsetzung: Die intestinale Mikrobiota ist ein komplexes Mikroökosystem und hat zahlreiche Funktionen. Eine Störung geht mit verschiedenen Erkrankungen im Kindesalter einher. Der Geburtsmodus und der Kontakt mit mütterlichen Keimen scheint einen wichtigen Einfluss auf die intestinale Erstbesiedelung Neugeborener zu haben.

Methodik: In einer prospektiven quantitativen Kohortenstudie wurden 75 Stuhlproben reifgeborener, gestillter Neugeborener, die per vaginaler Geburt (VG, n = 25), primärer (PS, n = 25) oder sekundärer Sectio caesarea (SkS, n = 25) geboren wurden, am 10. bis 14. Lebenstag auf ihre mikrobielle Besiedlung untersucht und verglichen.

Ergebnisse: In den Stuhlkulturen nach VG konnte eine signifikant höhere Zahl an physiologischen Keimen (Bacteroides sp.) im Vergleich zu PS und SkS (p = 0,004) nachgewiesen werden. Zwischen PS und SkS zeigte sich kein Unterschied (p = 0,907). Neugeborene nach Sectio zeigten eine höhere Anzahl an pathologischen (transienten) Keimen wie E. coli Varianten, Enterobacteriae (bes. Klebsiella sp.), und Clostridium sp. über dem Referenzbereich. Der Stuhl pH-Wert in der Gruppe VG war signifikant niedriger als in den beiden anderen Gruppen (p = 0,006). Eine längere Dauer des Blasensprungs (VG, SkS) zeigte keinen vermehrten Nachweis von physiologischen oder potenziell pathogenen Keimen (Mütter und Kinder ohne Infektzeichen ante-, peri- und postpartal). Vaginal geborene Kinder hatten signifikant weniger Koliken im Vergleich zu Neugeborenen der Sectiokollektive.

Diskussion: Vaginal geborene Kinder waren häufiger und in höherer Zahl mit Mikroorganismen der physiologischen intestinalen Keimflora besiedelt und in geringerem Maße mit Vertretern der passageren Keimflora. In Studien zur Entwicklung und Bedeutung der intestinalen Mikrobiota sollte zwischen primärer und sekundärer Sectio unterschieden werden.