Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - CR006
DOI: 10.1055/s-0036-1593312

Fruchtwasserembolie – eine seltene aber lebensgefährliche Komplikation. Fallbericht aus der Universitätsfrauenklinik der LMU München

T Kaltofen 1, I Alba-Alejandre 1, B Rack 1, R Kästner 1, S Mahner 1, J Tschöp 2, S Hutter 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwig-Maximilians-Universität München, Campus Innenstadt, München, Deutschland
  • 2Klinik für Anästhesiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Campus Innenstadt, München, Deutschland

Zielsetzung: Die Fruchtwasserembolie ist eine akute und seltene geburtshilfliche Komplikation mit einer Inzidenz von 2 – 8/100.000 Geburten. Jedoch gehört sie mit einer fallbezogenen Sterblichkeit von 11 – 44% zu den führenden Ursachen direkter mütterlicher Todesfälle. Ausschlaggebend für die Prognose ist eine rasche Diagnosestellung, welche durch die heterogene klinische Symptomatik oft erschwert ist. Im Folgenden demonstrieren wir einen Fall aus unserer Klinik.

Geburtsverlauf: 43-jährige IV G/II P, die sich in der 39. Schwangerschaftswoche vorstellte. Nach vorzeitigem Blasensprung und zunehmender Wehentätigkeit kam es bei der Patientin ohne Prodromi zum Kreislaufstillstand. Unter sofortiger kardiopulmonaler Reanimation wurde die Patientin via Notsectio caesarea entbunden. Bei therapierefraktärer Atonie des Uterus erfolgten unter Reanimation Hysterektomie und Tamponade des Abdomens mit Bauchtüchern. Die Patientin wurde, nach Anschluss an eine mobile ECMO-Einheit, auf die Intensivstation verlegt und erhielt kumulativ 43 Erythrozyten- und 18 Thrombozytenkonzentrate sowie 9 Einheiten Frischplasma.

Perinatales Outcome: Die Patientin wurde von einem gesunden männlichen Neugeborenen entbunden (Apgar: 3/8/8, arterieller Nabelschnur-pH: 7,15). Nach einem einmonatigen Aufenthalt auf der Intensivstation wurde sie in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Etwa 2 Monate post partum bestanden eine leicht gestörte Feinmotorik sowie milde Sprachstörungen und eine retrograde Amnesie für den Zeitraum der Schwangerschaft.

Zusammenfassung: Nach Ausschluss eines thromboembolischen Ereignisses muss in diesem Fall von einer Fruchtwasserembolie als Ursache des Kreislaufstillstandes ausgegangen werden. Aufgrund der sehr geringen Inzidenz und ihrem oft fulminanten Verlauf stellt dieses Krankheitsbild hohe Anforderungen an ein multidisziplinäres Team.