Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - SEF002
DOI: 10.1055/s-0036-1593320

Der Stellenwert von Anamnese und Diagnostik als Basis einer effektiven Behandlungsstrategie bei Verdacht auf Endometriose

MM Wölfler 1, I Meinhold-Heerlein 2, G Trutnovsky 1, U Lang 1, U Ulrich 3
  • 1Medizinische Universität Graz, Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Graz, Österreich
  • 2Universitätsfrauenklinik der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • 3Martin Luther Krankenhaus Berlin, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland

Zielsetzung: Die vielfältig unterschiedliche Symptomatik von Endometriose stellt behandelnde Ärzte vor große Herausforderungen: Bei symptomatischen Frauen mit fehlendem klinischen Korrelat soll die Laparoskopie möglichst sicher indiziert sein. Bei Frauen mit hochgradigem Verdacht soll die präoperative Diagnostik eine möglichst präzise Vorhersage zur Ausdehnung der Endometriose bieten um optimale Planung der Behandlungsstrategie zu gewährleisten.

Ziel dieser Arbeit war es durch Literaturrecherche Daten zur Wertigkeit von Anamnese, klinischer Untersuchung und Transvaginalsonografie (TVS) zusammenzustellen.

Material und Methoden: Publizierte wissenschaftliche Arbeiten zwischen 2001 und 2016 wurden ausgewertet und eine Zusammenfassung aus dieser Evidenz erstellt.

Ergebnisse: Sorgfältige Anamneseerhebung bietet zahlreiche Hinweise für die Lokalisation der Endometrioseläsionen. Schmerzskalen, wie die Visual Analogue Scale (VAS) geben objektivierte Auskunft über die Schmerzintensität, sind aber insgesamt von geringem prädiktivem Wert. Beim Vorliegen von Endometriomen steigt der prädiktive Wert für ebenfalls vorhandene tief-infiltrierende Endometriose (DIE), wenn für Dysmenorrhoe, Dyspareunie, chronische Unterbauchschmerzen eine Schmerzintensität VAS≥5 besteht, bei Beschwerdedauer ≥24 Monate und/oder Infertilität.

Die klinische Untersuchung in Kombination mit TVS hat einen hohen prädiktiven Wert, wenn sie von erfahrenen Untersuchern durchgeführt wird. Die Diagnose von Endometriomen erfolgt entsprechend den Kriterien: Echogenität, Homogenität, Wandstruktur und Abgrenzbarkeit zur Umgebung mit hoher Präzision. Zusätzlich bietet die Dynamik der TVS wesentliche Information über Mobilität der Organe: Adhäsionen der Ovarien, Obliteration des Douglas'schen Raumes und die Beteiligung des Rectosigmoids an DIE können durch Nachweis/Fehlen von „sliding“ mit hoher Präzision vorhergesagt werden.

Zusammenfassung: Zahlreiche Studien zeigen, dass differenzierte Anamneseerhebung in Kombination mit sorgfältiger klinischer und TVS Untersuchung die Vorhersage von Endometriose und deren Ausdehnung mit hoher Präzision erlauben.