Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A6
DOI: 10.1055/s-0036-1593901

Systematische Literaturübersicht zur neuromuskulären Elektrostimulation der Oberschenkel bei Patienten mit implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren

F Cenik 1, D Schoberwalter 1, M Keilani 1, B Maehr 1, M Wolzt 1, M Marhold 1, R Crevenna 1
  • 1Universitätsklinik für physikalische Medizin und Rehabilitation, Medizinische Universität Wien

Hintergrund:

Für Patienten mit fortgeschrittenen kardialen Erkrankungen stellt die neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES) seit Jahren eine sichere, effektive Alternative zum aktiven Kraft- und/oder Ausdauertraining dar. Ziel dieser systematischen Literaturübersicht ist die Darstellung der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage bezüglich der Anwendbarkeit der NMES bei Patienten mit implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs).

Methoden:

Systematische Literaturübersicht unter Verwendung der elektronischen Literaturdatenbanken PubMed, MEDLINE und SCOPUS für den Zeitraum 1966 bis einschließlich 31. März 2016.

Ergebnisse:

Vier Artikel konnten eingeschlossen werden. In drei großen Sicherheitsstudien (Originalarbeiten) wurde NMES zur Steigerung der Kraft und/oder Ausdauer der Oberschenkelmuskulatur mit einer enormen Anzahl an Ein-/Ausschaltphasen sowie Impulsen ohne klinisch oder elektronisch detektierbare Adverse events (keine elektromagnetische Interferenz/EMI zwischen NMES und ICD-Funktion) eingesetzt. Eine Falldarstellung zweier Patienten mit subpektoralen ICDs und NMES-Applikation am Abdomen zeigt eine EMI-Möglichkeit bei entsprechender Elektrodenposition auf.

Schlussfolgerungen:

Die aktuelle publizierte Datenlage weist darauf hin, dass NMES bei ICD-Patienten sicher appliziert werden kann, wenn

  • vor Beginn individuelle Risiken mittels Safety-Checks ausgeschlossen werden,

  • bei NMES-Applikation im Bereich von Oberschenkel- und Glutealmuskulatur,

  • bei adäquaten kognitiven Fähigkeiten und Compliance der Patienten (v.a. bei Heimtherapie) und

  • bei regelmäßiger fachärztlicher Supervision.

Diese Ergebnisse konnten bereits publiziert werden (Wien Klin Wochenschr. 2016 Jul 25. doi: 10.1007/s00508-016-1045-2).