OP-Journal 2016; 32(03): 247-253
DOI: 10.1055/s-0036-1595901
Artikel zum Leitthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abbildungsanalyse rekonstruktiver und ersetzender Therapieverfahren in der Orthopädie und Unfallchirurgie im G-DRG-System 2016

Analysis of Reconstructive and Replacing Surgical Techniques in Orthopedics and Trauma Surgery in the German DRG-System 2016
Moritz Freistühler
,
Dominik Franz
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Publication History

Publication Date:
24 March 2017 (online)

Zusammenfassung

Bei der täglichen Versorgung von Verletzungen und insbesondere bei der Frakturversorgung stellt sich an einigen Lokalisationen die Frage, ob ein rekonstruktives oder ein ersetzendes Therapieverfahren gewählt werden sollte. Besonders bei der Frakturversorgung von älteren Patienten mit vielen Begleiterkrankungen oder degenerativen Vorschädigungen sind osteosynthetische Versorgungen auch aufgrund der oft verminderten Knochenqualität nur schwer und unter erheblichem Aufwand durchführbar. Die Operationen finden oft nicht elektiv statt, sondern werden im Rahmen der täglichen Notfallversorgung im Nachtdienst mit reduziertem Personal im Vergleich zur Regelarbeitszeit durchgeführt. Auch Unterschiede in der postoperativen Behandlung mit Teilbelastung der betroffenen Extremität nach osteosynthetischer Versorgung spielen bei der Indikationsstellung oftmals eine entscheidende Rolle. Daher ist auch der endoprothetische Ersatz eines Gelenks bei der Versorgung von Frakturen je nach individueller Fallkonstellation zu erwägen. Unabhängig von diesen klinischen Fragestellungen stellt sich im DRG-Zeitalter und bei zunehmendem wirtschaftlichem Druck im Gesundheitswesen auch die Frage der sachgerechten Vergütung für die erbrachten Leistungen. Der Vergleich der Abbildung von osteosynthetischen und endoprothetischen Operationsverfahren bei der Frakturversorgung an 4 verschiedenen Lokalisationen des Körpers zeigt, dass es im G-DRG-System 2016 eine deutlich differenzierte Darstellung der osteosynthetischen Versorgung bei Frakturen gibt. Die endoprothetischen Leistungen werden meist unabhängig von der Ursache (Fraktur vs. degenerative Erkrankung als Hauptdiagnose) einer G-DRG zugeordnet. Sie werden zudem in ökonomisch höher bewertete G-DRGs eingruppiert und erbringen somit auch einen höheren Erlös. Bei Berücksichtigung der oftmals höheren Implantatkostenanteile sowie der längeren stationären Verweildauern dieser G-DRGs relativiert sich dieser höhere Erlös jedoch an einigen Stellen deutlich. An anderen Lokalisationen und in bestimmten Konstellationen finden sich jedoch deutliche Unterschiede, woraus sich u. U. auch systembedingte Fehlanreize ergeben können.

Abstract

In the daily treatment of injuries and in particular in the treatment of fractures at some locations the question arises whether to do a reconstructive surgery or an arthroplasty. Especially in the treatment of elderly patients with multiple comorbidities and degenerative predamage osteosynthetic operation techniques are often even more difficult because of a poor bone quality. The operations are often done in the nighttime during the emergency care with a reduced headcount instead of being done with good preparation during the day. Differences in postoperative treatment with partial weight bearing of the affected limb after osteosynthesis play a decisive role in the selection of the right type of treatment. Therefore the arthroplasty is considered to be a good type of treatment in some cases and at some locations. Despite of these clinical questions there is a need of proper reimbursement in times of G-DRGs and increasing economic pressure in the German health care system. The comparison of osteosynthetic and endoprosthetic surgery in fracture treatment at different locations of the body shows a clearly differentiated illustration of osteosynthetic care for fractures in the current G-DRG-System 2016. The arthroplasty is assigned independently of the main diagnosis to a G-DRG. They are also grouped into economically higher rated DRGs and thus also provide a higher reimbursement. This higher return is reduced by considering the implant costs and a prolonged length of stay which are included in each G-DRG. Nevertheless there are differences at some locations and in some constellations even after deduction of implant costs.