Z Gastroenterol 2016; 54(12): 1343-1404
DOI: 10.1055/s-0036-1597503
5. Virus Immunology
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse von Risikofaktoren einer CMV-Infektion bei lebertransplantierten Patienten sowie möglichen langfristigen Folgen

J Rashidi Alavijeh
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
JC Crämer
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
HL Sauter
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
K Willuweit
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
K Piras-Straub
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
J Verheyen
3   Universität Duisburg-Essen, Institut für Virologie, Essen, Deutschland
,
G Gerken
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
K Herzer
1   Universität Duisburg-Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
19 December 2016 (online)

 

Einleitung: Die Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) stellt eine der häufigsten Komplikationen nach Lebertransplantation (LT) dar und kann in Folge der Immunsuppression zu schwerwiegenden Infektionen verschiedener Organsysteme führen. Trotz unterschiedlicher Untersuchungen gibt es bisher kein standardisiertes Vorgehen für Prophylaxe und Therapie von CMV-Infektionen nach LT.

Ziele: In dieser Analyse sollen mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer CMV-Infektion nach Lebertransplantation analysiert und Patientengruppen mit einem erhöhten Risiko herausgearbeitet werden. Zudem soll untersucht werden, welche langfristigen Konsequenzen eine CMV-Infektion für lebertransplantierte Patienten haben kann.

Methodik: Die Daten von 892 lebertransplantierten und am hiesigen Zentrum betreuten Patienten wurden in einer Datenbank aufgenommen. Es erfolgte retrospektiv eine statistische Auswertung mittels Chi-Quadrat-Test, Fisher-Exact-Test und t-Test. Der CMV-Nachweis erfolgte mittels PCR.

Ergebnis: Bei 192 der 833 Patienten (23,0%) wurde mindestens eine CMV-Infektion nach Lebertransplantation beobachtet, wobei wiederum 27,1% dieser Patienten mehrfache Infektionsepisoden zeigten. Der große Teil der Infektionen erfolgte im ersten Jahr nach Transplantation (69,9%). Die Serostatus-Konstellation von Donor (D) und Rezipient (R) stellt dabei einen wichtigen Risikofaktor dar, wobei das höchste Risiko bei den Konstellationen D+/R- (45,6%) und D+/R+ (24,0%) bestand. Bzgl. der Grunderkrankungen der Patienten wurde beobachtet, dass Patienten mit einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) signifikant häufiger eine CMV-Infektion erleiden (34,8%), während Patienten mit einer Hepatitis C Virus-Infektion signifikant seltener reaktivieren (14,7%). Auch bei Rauchern wurden signifikant seltener CMV-Infektionen beobachtet (12,8%). Ein höherer CRP-Wert zum Zeitpunkt der Transplantation war mit einem erhöhten Risiko einer CMV-Infektion assoziiert (p = 0,016). Patienten, bei denen eine CMV-Infektion beobachtet wurde, erlitten im Verlauf signifikant häufiger Cholangitiden (p = 0,022), und zwar unabhängig davon, ob es sich bei der Grunderkrankung um eine PSC handelt.

Schlussfolgerung: Im Rahmen dieser Arbeit konnten verschiedene Risikofaktoren für das Auftreten einer CMV-Infektion nach LT erarbeitet werden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass bzgl. der Notwendigkeit einer Infektionsprophylaxe ein individualisiertes Vorgehen unter Berücksichtigung der jeweiligen Risikokonstellation sinnvoll ist.