Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 182-191
DOI: 10.1055/s-0037-1598119
Kurzvorträge 1: Migration und Kommunikation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verhütung bei weiblichen Flüchtlingen – Informiertheit, Inanspruchnahme, Beratungsbedarf – eine Stichprobe in Berliner Notunterkünften

G Inci
1   Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
N Kutschke
1   Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
C Kurmeyer
2   Charité Universitätsmedizin Berlin
,
J Sehouli
1   Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 March 2017 (online)

 

Einleitung:

Alleine im Jahr 2016 haben 643.211 Flüchtlinge in Deutschland Asyl beantragt. 34,1% davon sind weiblich (BAMF). Über die frauengesundheitliche Situation dieser Gruppe ist momentan wenig bekannt. Diese Arbeit soll erste Angaben zur präferierten Verhütungsmethode unter den weiblichen Flüchtlingen und eventuelle Engpässe in deren Aufklärung aufzeigen.

Methodik:

Die Datenerhebung erfolgte über eigens dafür erstellte Fragebögen. Diese wurden in Gesprächskreisen zur Frauengesundheit der Projektgruppe „Women 4 Women“ der Charité in Berliner Notunterkünften an Freiwillige verteilt. Die Befragung erfolgte unter ärztlicher Supervision und mittels Dolmetschern. Für die Beantwortung unserer Fragestellung wurden alle nicht-schwangeren und nicht-post-menopausalen Frauen betrachtet (78 von 101 Frauen).

Ergebnisse:

Die Mehrheit der befragten Frauen kam aus Afghanistan (26%), gefolgt von Syrien (20%) und dem Irak (13%). Das mittlere Alter betrug 33 Jahre. 19 Frauen (24,4%) wollten in den nächsten 12 Monaten schwanger werden und verhüteten deswegen nicht. Von den übrigen 58 Frauen verhüteten nur 33 (43%). Die bevorzugte Methode war der Coitus Interruptus (CI) und das IUD (jeweils 12,1%). Wobei 60% der befragten Albanerinnen den CI als Methode angaben. Die Mehrzahl der Afghaninnen und Iranerinnen verhüteten gar nicht (61,5 und 60%). 5,2% verhüteten mit dem Kondom und 6,9% mit der „Anti Baby Pille“. 66,6% gaben an, über sexuelle Verhütung ausreichend aufgeklärt zu sein.

Schlussfolgerung:

Obwohl die Mehrheit der Frauen angab, über Verhütung aufgeklärt zu sein, benutzte der Großteil keine oder unsichere Verhütungsmethoden. Es handelt sich hierbei um vorläufige Ergebnisse, die bis April 2017 vervollständigt werden. Sie deuten darauf hin, dass mehr Aufklärungsarbeit und eine Verbesserung der Familienplanung für Flüchtlinge von Nöten sind.