Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598577
Posterbegehung – Sektion Rehabilitation, Prävention und Tabakkontrolle
Tabakkontrolle, Psychologie und Rehaerfolg – Heike Buhr-Schinner/Schönberg, Ralf Schipmann/Bad Lippspringe
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusammenhang von Rauchen und Depressivität bei COPD-Patienten in der pneumologischen Rehabilitation

S Mühlig
1   Professur Klinische Psychologie & Psychotherapie, TU Chemnitz
,
F Haarig
1   Professur Klinische Psychologie & Psychotherapie, TU Chemnitz
,
M Rölz
1   Professur Klinische Psychologie & Psychotherapie, TU Chemnitz
,
F Loth
1   Professur Klinische Psychologie & Psychotherapie, TU Chemnitz
,
M Eppert
1   Professur Klinische Psychologie & Psychotherapie, TU Chemnitz
,
M Zeschke
1   Professur Klinische Psychologie & Psychotherapie, TU Chemnitz
,
M Schuler
2   Abteilung für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften am Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians Universität Würzburg
,
M Wittmann
3   Klinik Bad Reichenhall
,
D Jelusic
3   Klinik Bad Reichenhall
,
K Schultz
3   Klinik Bad Reichenhall
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 February 2017 (online)

 

Hintergrund:

Bei der tabakassoziierten Erkrankung COPD besteht eine ausgeprägte psychische Komorbidität mit affektiven Störungen. Die überdurchschnittliche Raucherquote bei depressiven Ptn. lässt sich u.a. darauf zurückführen, dass Nikotin antidepressive Effekte besitzt und von Patienten zur „Selbstbehandlung“ ihrer depressiven Symptome eingesetzt wird. Bislang ist empirisch ungeklärt, inwieweit die koinzidente depressive Symptomatik bei COPD-Ptn. deren Rauchverhalten verstärkt und den Rauchstopperfolg beeinträchtigt.

Methode:

Der Zusammenhang COPD-Rauchen-Depression wurde anhand einer unselegierten Stichprobe von N = 561 Ptn. einer pneumologischen Rehabilitationsklinik untersucht. Ergebnisse: Diese Ptn-Gruppe bestand zu 98% aus Jemalsrauchern, (39% aktive und 59% Exraucher). Insgesamt 66% aller Ptn. zeigte erhöhte Depressivitätswerte (PHQ dim.): leichte Ausprägung (34,2%), mittlere Ausprägung (20,1%), schwere Ausprägung (11,4%). Bei 14% aller Ptn. wurde nach PHQ (kat.) eine Verdachtsdiagnose Depression festgestellt, und bei ebenfalls 14% bestand eine entsprechende Vordiagnose in der Anamnese. Unter den aktuellen Rauchern fiel die Quote der Verdachtsdiagnosen (17% vs. 14%) deutlich und der Depressivitätswerte geringfügig (68% vs. 66%) höher aus als in der Gruppe der Exraucher. Bei den mittel- bis starken aktuellen Rauchern lag der Anteil der Ptn. mit Depressivität signifikant höher (45% vs. 31%). COPD-Ptn. mit einer kategorialen Verdachtsdiagnose Depression waren wesentlich häufiger aktuelle Raucher (46%) als Ptn. ohne Depressionsverdacht (38%). In gleicher Weise lag der Anteil aktueller Raucher unter COPD-Ptn. mit erhöhten Depressivitätswerten höher (40%) als bei Ptn. ohne depressive Symptomatik (36%).

Diskussion:

Die Resultate bestätigen den vermuteten Zusammenhang zwischen Rauchverhalten und Depressivität bei COPD-Patienten. Diese sollten systematischer psychodiagnostisch untersucht und antidepressiv behandelt werden, um den Rauchstopp zu erleichtern.