Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 396-405
DOI: 10.1055/s-0037-1599172
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Trophoblasttumor mit vitaler Blutung und primärer Beckenembolisation – ein Fallbericht

P Greimel
1   Univ.-Frauenklinik, Medizinische Universität Graz
,
B Csapo
1   Univ.-Frauenklinik, Medizinische Universität Graz
,
P Kalmar
2   Univ-Klinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz
,
E Petru
1   Univ.-Frauenklinik, Medizinische Universität Graz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Gestationsbedingte Trophoblasttumoren sind selten und gut zytostatisch therapierbar. Der erste Verdacht wird oft auf der Basis einer Metrorrhagie, sonographisch auffälliger Plazentastruktur und avitaler Frühschwangerschaft gestellt. Dies führt in weiterer Folge zur Evakuierung des Cavum uteri und histologischer Abklärung des Cürettements.

Der dargestellte Fall zeigt den natürlichen Verlauf einer solchen Erkrankung bei Therapieverzögerung.

Fallbericht:

05/2016 erfolgte die Erstvorstellung einer 30-jährigen Primigravida mit unauffälliger gynäkologischer Anamnese bei fraglich gestörter Schwangerschaft in der 6. SSW. Die vaginale Sonografie zeigte eine IUFH ohne Embryo aber mit auffälliger, hyperproliferativer Plazentastruktur. Das HCG war mit 21.000 mU/mL nicht auffällig. Eine Saugcurettage wurde empfohlen aber von der Patientin abgelehnt.

3 Wochen später kam es zur Wiedervorstellung wegen anhaltender Blutung. Eine Cürettage wurde problemlos durchgeführt. Die Histologie ergab den dringenden Verdacht auf eine Blasenmole. Eine postoperative HCG-Kontrolle wurde vereinbart aber die Patientin kam zu keiner weiteren Kontrolle an die Klinik.

8 Wochen nach der Curettage wurde die Patientin wegen V.a. EUG bei einem HCG von 13.000 mU/mL zugewiesen. In Zusammenschau der Befunde handelte es sich um eine persistierende postmolare Trophoblasterkrankung. Das Staging ergab keinen Hinweis auf Metastasierung.

In Übereinstimmung mit dem FIGO Risikostratifizierungsmodell wurde die Indikation zur Therapie mit Methotrexat (1 mg/kg) und Calciumfolinat (0,1 mg/kg) alterierend für 8 Tage pro Zyklus gestellt. Die Therapie wurde kategorisch abgelehnt.

Nach weiteren 2 Wochen kam es zur Notfalls-Vorstellung wegen vitaler Blutung. Es erfolgte zur Hämostase der interventionell-radiologische Verschluss der zuführenden Gefäße mit GELITA-SPON©. Unter Applikation von 2 Erythrozyten-Konzentraten gelang die Durchführung komplikationslos mit Organerhalt.

Schließlich willigte die Patientin doch in die Therapie mit MTX ein und es stellte sich in kurzer Zeit ein entsprechender Abfall des HCG Wertes dar. Der weitere Verlauf war unauffällig, die nun regelmäßigen HCG Kontrollen waren negativ.

Diskussion:

Dieser Fallbericht zeigt die Applikation des intravaskulären Gelatineschwämmchens (GELITA-SPON©) zur Hämostase bei persistierender Trophoblasterkrankung und dem Wunsch nach Organerhalt bei vitaler Blutung. Auch zeigt dieses Beispiel die hohe Chemosensitivität des Trophoblasttumors.