Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 396-405
DOI: 10.1055/s-0037-1599180
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitremission bei Anti-erbB2-Therapie mit Lapatinib und Fulvestrant bei immobilisierender Knochenmetastasierung eines Mammacarcinoms

G Trutnovsky
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Klinische Abtlg. für Gynäkologie, Graz
,
E Petru
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Klinische Abtlg. für Gynäkologie, Graz
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Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Hintergrund.

Der ErbB-Tyrosinkinase-Hemmer Lapatinib wird beim erbB2-positiven metastasierten Mammakarzinom eingesetzt. Gute Therapieerfolge sind vor allem in Kombination mit Trastuzumab beschrieben.1 Der Effekt bei Trastuzumab-refraktären Tumoren mit fortgeschrittener Knochenmetastasierung ist noch wenig erforscht.

Fallbeschreibung:

Vor 4 Jahren wurde eine damals 79-jährige Patientin wegen massiver Schmerzen im Bereich der linken Hüfte, bei seit 2 Jahren liegender Hüft-Totalendoprothese links, und bei Zustand nach Mammacarcinom rechts vor einem Jahr, vorstellig.

Bei der Patientin war 2009 ein einseitiges, schlecht differenziertes Mammacarcinom vom gemischten Typ (lobuläres Karzinom: ÖR und PR hochgradig pos., HER2/neu neg. sowie ein mikroinvasiv duktales Karzinom: ÖR und PR neg., HER2/neu +++ pos) diagnostiziert worden. Im Anschluss an die operative Therapie, Ablatio mammae dext mit Sentinel_node Exstirpation (pT-1b, pN-0), wurde eine adjuvante Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab über 6 Monate sowie eine antihormonelle Therapie mit Letrozol bzw. Anastrozol durchführt.

Zum Zeitpunkt der Vorstellung war die Patientin aufgrund von Schmerzen und Frakturgefährdung gehunfähig und vollkommen immobil. Im Rahmen der Skelettszintigrafie bestätigte sich der Verdacht auf sekundär ossäre neoplastische Absiedelungen. Im CT und MR des Beckens zeigte sich eine ca. 6 cm × 3 cm große Markraumosteolyse des Acetabulumdaches des Os ilium. In einem orthopädischen Konsil wurde von einer operativen Sanierung abgeraten, da dies zum Verlust der betroffenen Extremität führen würde.

Durch eine palliative Strahlentherapie der linken Hüfte mit einer Gesamtdosis von 30 Gy kam es zu einer leichten Besserung der Schmerzen, jedoch nicht zum Wiedergewinn der Gefähigkeit. Anschließend erfolgte eine antihormonelle Therapie mit Lapatinib 250 mg 5 Tabletten täglich, Fulvestrant 500 mg i.m., sowie eine i.v. Bisphosphonattherapie 4-wöchentlich. Von einer palliativen Chemotherapie wurde aufgrund der ausgeprägten Comorbiditäten der Patientin (Diabetes Mellitus II, art. Hypertonus, Adipositas) primär abgesehen.

Unter dieser Therapie kam es bei nur geringen Nebenwirkungen (Übelkeit G-1, Obstipation G-1) zu einer Sklerosierung im Bereich der Metastase über insgesamt 4 Jahre. Unter physiotherapeutischer Anleitung konnte die Patientin mobilisiert und mit Krücken gehfähig werden und bislang bleiben.

Schlussfolgerung:

Eine individualisierte systemische Therapie kann auch bei ausgeprägter Tumorprogression eines erbB2-positiven metastasierten Mammakarzinom zu deutlicher klinischer Remission führen.. Mit dem Tyrosin-Kinase-Hemmer Lapatinib und Fulvestrant stehen neue zielgerichtete Behandlungsformen zur Verfügung, die trotz Vortherapie mit Trastuzumab, eine Langzeitpalliation über mehrere Jahre bewirken können.