Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 379-395
DOI: 10.1055/s-0037-1600045
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plasmaaustausch bei schweren Gestosen: monozentrische Erfahrung über zwei Jahre

A Iannaccone
1   Universitätsklinikum, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
B Tyczynski
2   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Nephrologie, Essen, Deutschland
,
A Gellhaus
1   Universitätsklinikum, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
C Birdir
1   Universitätsklinikum, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
A Enekwe
1   Universitätsklinikum, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
R Kimmig
1   Universitätsklinikum, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
A Köninger
1   Universitätsklinikum, Frauenklinik, Essen, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Einleitung:

Präeklampsie und HELLP-Syndrom sind lebensbedrohliche Schwangerschaftskomplikationen. Eine kausale Therapie ist bis dato nicht möglich.

Methoden:

Wir führten die Plasmaseparation (PS) bei 4 Schwangeren im Jahr 2014 bis 2016 durch. Diese wurden nach Anlage eines Sheldon-Katheters durchgeführt mit dem Gerät Spectra Optia®. Die Berechnung des Plasmavolumens erfolgte mit folgender Formel: EPV =[0,065 × body weight(kg)] ×[1-Hematocrit].

Ergebnisse:

Fall 1: HELLP Syndrom 17+5 SSW; 14 Zyklen PS, Prolongation 20 Tage. Entbindungsgrund: klinische Verschlechterung mit Blutdruckentgleisung (Abb. 1).

Fall 2: Präeklampsie 30+5 SSW; 2 Zyklen PS, Prolongation 7 Tage. Entbindungsgrund: beginnende HELLP-Konstellation.

Fall 3: Präeklampsie 22+4 SSW (nach TCD 24+3 SSW); 3 Zyklen PS, Prolongation 4 Tage. Entbindungsgrund: hochpathologisches fetales Dopplerprofil mit negativer A-Welle im Ductus venosus, Reverse Flow der A. umbilicalis, kaum Kindsbewegungen sowie neurologische Symptomatik der Mutter.

Fall 4: Präeklampsie mit Lungenödem bei V.a. Mirror-Syndrom bei TAPS (Twin-anemia-polycythemia-sequence) 23+1 SSW; 2 Zyklen PS mit rascher Remission des Mirror-Syndroms; bei stabilem TAPS Prolongation 45 Tage. Entbindungsgrund: TAPS.

Bei allen Fällen konnte ein rapider Abfall des sFlt1 (soluble fms-like tyrosine kinase-1)/PLGF (placental-like-growth-factor)-Quotienten unter der Therapie verzeichnet werden (s. Abb. 2 bis 3).

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Abb. 1: Fall 1: Verlauf von Thrombozyten und Leberwerten
rot: Dexamethason, grün: PS, gelb: Sectio
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Abb. 2
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Abb. 3 Fall 3
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Fall 4

Diskussion:

Die Plasmaseparation ist ein hoch effizientes Verfahren, um kurz- oder langfristig bei schweren Gestosen eine Schwangerschaftsprolongation zu erreichen. Die Durchführung ist praktikabel; schwerwiegende maternale Nebenwirkungen traten nicht auf. Insbesondere bei schweren Gestosen, die an der Grenze der Lebensfähigkeit des Kindes auftreten, kann mittels Plasmaseparation eine entscheidende Prolongation der Schwangerschaft erzielt werden. Die Elimination von sFlt scheint eine entscheidende Rolle zu spielen.