Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600320
Vortrag (Wissenschaft)
Kontrastmittel
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sind sog. „breakthrough“ Reaktionen (BTR) nach Prämedikation bei Kontrastmittelallergie eine Kontraindikation für Kontrastmittel?

I Böhm
1   Inselspital, Universität Bern, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Bern
,
K Nairz
1   Inselspital, Universität Bern, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Bern
,
O Endrich
2   Inselspital, Universität Bern, Operatives Medizincontrolling, Bern
,
S Hasembank
1   Inselspital, Universität Bern, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Bern
,
P Keller
1   Inselspital, Universität Bern, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Bern
,
J Heverhagen
1   Inselspital, Universität Bern, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Bern
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Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Allergische Reaktionen trotz Prämedikation, sog. breakthrough-Reaktionen (BTR), gelten als Kontraindikation für Kontrastmittel (KM). Ziel unserer Untersuchung war es, anhand einer kausalen Analyse der in einem Grossklinikum aufgetretenen BTR eine Strategie zu entwickeln, um diese Reaktionen zukünftig weitgehend zu vermeiden.

Material und Methodik:

RIS-/KIS-Daten von Patienten, die von 2000 – 2016 untersucht und antiallergisch prämediziert wurden, analysierten wir retrospektiv. Da der Begriff breakthrough-Reaktion in der Routine nicht etabliert ist, suchten wir zur Identifikation nach geeigneten Umschreibungen bzw. aussagekräftigen Stichwort-Kombinationen.

Ergebnisse:

Wir identifizierten 39 BTR-Patienten. Bei 31 Fällen löste ein jodiertes KM die Reaktion aus, bei 8 ein Gd-haltiges. Die BTR trat meistens (89,7%) einmalig auf. Ursächlich waren: symptomorientierte Prämedikationen, die angesichts des Schweregrads (z.B. Anaphylaxie) zu gering dosiert waren (56,4%) und nicht symptomorientierte Prämedikationen (33,3%) sowie unbekannte Ursachen (10,3%). 28 Patienten stellten sich nach der BTR erneut zur Untersuchung vor: 35,7% bekamen kein KM (native Bildgebung), 39,3% erhielten eine korrekt dosierte und symptomorientierte Prämedikation und 32,1% ein alternatives KM aus der gleichen chemischen Gruppe ohne Prämedikation (Mehrfachnennung). Bei den Nachfolgeuntersuchungen traten keine KM-Reaktionen auf. Aus diesem Datenmaterial leiten sich folgende Strategien zur BTR-Minimierung ab: 1) KM-Wechsel; 2) symptomorientierte Prämedikation (geeignete Medikamente und Dosen), wenn ein KM-Wechsel nicht möglich sein sollte.

Schlussfolgerungen:

BTR sind keine Kontraindikationen für KM, sondern lassen sich durch einen KM-Wechsel bzw. eine adäquate Prämedikation vermeiden. Kenntnisse der pathologischen Hintergründe sowie die exakte Dokumentation des verabreichten KM und der klinischen Symptome der Initialreaktion sind für ein effektives Management, eine BTR-Minimierung und damit für die KM-Sicherheit bei Risikopatienten essentiell.