Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1601388
Vortrag (Wissenschaft)
Notfalldiagnostik/Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Carotisdissketion beim polytraumatisierten Patienten

S Schleder
1   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
,
R Meier
1   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
,
L Dendl
1   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
,
C Stroszczynski
1   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
,
A Schreyer
1   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Ziel der Studie war es, die Häufigkeit und die klinische Relevanz von Dissektionen der Arteria carotis interna beim polytraumatisierten Patienten zu evaluieren, sowie deren Begleitverletzungen und den zugrundeliegenden Unfallmechanismus zu analysieren.

Material und Methodik:

Hierzu wurden über einen Zeitraum von 2 Jahren retrospektiv über das RIS (radiologisches Informationssystem) einer Klinik der Maximalversorgung alle Patienten identifiziert, die bei einem ISS (injury severity score) ≥16 einer Computertomografie-Ganzkörperdiagnostik über den Schockraum zugewiesen wurden. Dieses Patientenkollektiv wurde anhand des Arztbriefes und des radiologischen Befundes detailliert auf das Verletzungsausmaß, den Unfallmechanismus, das Vorliegen einer Carotisdissektion sowie auf das klinische Outcome analysiert.

Ergebnisse:

Es wurden 12 Patienten (42% weiblich, mittleres Alter 53, durchschnittlischer ISS 35) mit einer Dissektion der Karotisstrombahn identifiziert (58% linksseitig, 42% rechtsseitig). Bei zwei Dritteln (8 Patienten, 67%) hiervon bestand begleitend ein höhergradiges Schädelhirntrauma und bei ebenso 8 Patienten (67%) bestand gleichzeitig eine knöcherne Traumafolge an der Hals- oder oberen Brustwirbelsäule. Zudem erlitten 3 Patienten (25%) eine traumatisch gedeckte Aortenruptur. Bei keinem Patienten lag bereits initial eine zerebrale Ischämie vor, stellte sich aber bei 2 Patienten (17%) im Verlauf ein. Mit insgesamt 10 Fällen (83%) war das Hochrasanztrauma im Strassenverkehr (8 mal mittels Personenkraftwagen, 67% und 2 mal mittels Motorrad, 17%) der dominierende Unfallmechanismus.

Schlussfolgerungen:

Die Dissektion der Arteria carotis interna beim polytraumatisierten Patienten stellt ein schweres Krankheitsbild dar, das nur durch eine zielgerichtete radiologische Diagnostik erkannt werden kann. Sie tritt besonders bei schweren Traumen begleitend auf und stellt zudem eine Herausforderung an die intensivmedizinsche Therapie dar.