Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601510
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Cerclage als Option der Tragzeitverlängerung und Frühgeburtprophylaxe bei Schwangeren vor der 26+0 SSW

M Apostolou
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Chemnitz gGmbH
,
J Stolle
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Chemnitz gGmbH
,
L Kaltofen
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Chemnitz gGmbH
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die vaginale Cerclage ist eine Methode zur Stabilisierung der Zervix und Tragzeitverlängerung. Über dem therapeutischen Nutzen der Methode herrscht laut randomisierten Studien Uneinigkeit. Die retrospektive Auswertung der bereits durchgeführten Eingriffe kann eine Hilfe bei der Indikationsstellung sein.

Methodik:

Zwischen dem 1.1.2007 und 31.1.2017 wurden in unserem Perinatalzentrum Level I. 89 Cerclagen durchgeführt, davon 32 bei Fruchtblasenprolaps (Einling: 26; Gemini: 6). Im selben Zeitraum wurden bei uns 13.751 Kinder geboren, das entspricht einer Häufigkeit der Intervention von 0,65% im Bezug auf die Geburtenrate des Zentrums. Es wurden 17 prophylaktische Cerclagen (davon 7 in Kombination mit TMMV), 35 Notcerclagen ohne Fruchtblasenprolaps und 26 Notcerclagen mit Fruchtblasenprolaps. Wir analysierten die mittlere Cervixlänge vor Operation und die mittlere Zeit zwischen Operation und Entbindung. Die Indikation für die Notcerclage war eine Cervixverkürzung unter 25 mm bei Einlingen und Mehrlingen bei wehenlosem Uterus vor 26+0 SSW nach Ausschluss lokaler Infektion.

Ergebnisse:

Das mittlere Intervall zwischen Operation und Entbindung betrug bei Cervixinsuffizienz ohne Fruchtblasenprolaps bei Einlingen: 116,3 Tage (minimal: 13 Tage, maximal 192 Tage), bei Mehrlingen: 43,3 (minimal: 13 Tage, maximal 69 Tage). Bei der Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps zeigte sich das mittlere Intervall zwischen Eingriff und Entbindung von 48,9 Tagen (minimal: 1 Tag; maximal:129 Tage) bei Einlingen und Intervall von 69,6 Tagen(minimal: 3 Tage, maximal: 128 Tage) bei Mehrlingen. Die mittlere Cervixlänge vor der Operation betrug: 42,6 mm bei prophylaktischer Cerclage, bei der Notcerclage 15,9 mm (minimal 4 mm; maximal 29 mm) bei Einlingen und 16,2 mm (minimal: 11 mm; maximal: 21 mm) bei Mehrlingen.

Schlussfolgerung:

Trotz negativer Ergebnisse einiger Studien kann abschließend gezeigt werden, dass die Cerclage eine allgemein anerkannte Therapie der Cervixinsuffizienz darstellt. In unserem Kollektiv konnte durch Notcerclage ohne Fruchtblasenprolaps eine mittlere Tragzeitverlängerung von über 16 Wochen bei Einlingsgravidität und von 6 Wochen bei Geminigravidität erreichen. In der Kohorte mit Fruchtblasenprolaps konnten wir eine mittlere Tragzeitverlängerung von 7 Wochen bei Einlingsgravidität und von über 10 Wochen bei Geminigravidität nachweisen. Allerdings sollte bei jeder Patientin individuell das Risiko des Eingriffs gegen dem wahrscheinlichen Erfolg einer konservativen Therapie abgewogen werden.