Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601512
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Höhergradige Mehrlingsschwangerschaften – Management und Ausgang

S Geiler
1   Zentrum für Pränatale Medizin Leipzig
,
S Riße
1   Zentrum für Pränatale Medizin Leipzig
,
H Stepan
2   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin
,
R Faber
1   Zentrum für Pränatale Medizin Leipzig
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. April 2017 (online)

 

Hintergrund:

Höhergradige Mehrlingsschwangerschaften (hMS > 2 Feten) gehen mit einer erhöhten perinatalen Morbidität und Mortalität einher. Inwieweit das Ziel einer langen ambulanten Betreuung (bis 32. SSW) gerechtfertigt ist, soll die Auswertung der am Zentrum für Pränatale Medizin Leipzig (ZPML) betreuten Schwangerschaften zeigen.

Methode:

Im Zeitraum von 2007 – 2017 wurden insgesamt 51höhergradige Mehrlingsschwangerschaften betreut, deren perinataler Ausgang bekannt ist. In einer prospektiven Beobachtungsstudie vergleichen wir den Verlauf und den Ausgang ohne und mit Fetenreduktion (FR). Dabei wird besonders auf die Länge der ambulanten Betreuung geachtet sowie auf das Gestationsalter bei Geburt.

Ergebnisse:

Von den 51 Schwangerschaften (44 × Drillinge, 6 × Vierlinge, 1 × Fünflinge) wurde bei 20 Schwangerschaften (39,2%) bzw. 27 Feten (16,9%) eine Fetenreduktion durchgeführt. Eine monochoriale Vierlings-SS wurde mit allen 4 Feten bis zur 28+0 SSW ausgetragen. Bei allen anderen Vierlingen bzw. Fünflingen wurde eine Reduktion auf 2 Feten durchgeführt. Bei 3 Drillingsschwangerschaften kam es bereits vor Reduktion zum Spontanuntergang eines Feten (vanished triplet (1)). In der Gruppe der Drillingsschwangerschaften entschieden sich 12 Frauen für eine FR auf Zwillinge, 2 auf Einlinge und 27 weitere für eine expektative Betreuung. In der expektativen Gruppe betrug das mittlere SS-alter bei Geburt 32+1 SSW und das Geburtsgewicht 1653 Gramm. Die stationäre Aufnahme erfolgte durchschnittlich in der 30+1 SSW. Es kam bei 4 Feten zu einem IUFT (3 × FFTS, 1 × TAPS). Damit liegt die Mortalität in dieser Gruppe bei 4,9%, was der Literatur entspricht.

In der Gruppe mit FR betrug das mittlere SS-alter bei Geburt 34+4 SSW und das Geburtsgewicht 2017 Gramm. Die Hospitalisierung erfolgte durchschnittlich in der 33+6 SSW. Es traten 3 IUFTs (2x FFTS bei monochorialem Anteil) unmittelbar nach Reduktion auf. Die Mortalität liegt damit in unserem Kollektiv mit kleiner Fallzahl (3/24 Feten) mit 12,5% über dem Durchschnitt.

Schlussfolgerung:

Ein detailliertes FTS ist eine unbedingte Voraussetzung für die prognostische Einschätzung einer hMS, insbesondere für das Management bei Wunsch der Schwangeren nach Fetenreduktion. Die Chorionizität ist der wichtigste Faktor für die Morbidität und Mortalität.

Bei Drillingsschwangerschaften sind Frühgeburtssymptome (vorzeitiger Blasensprung, vorzeitige Wehentätigkeit, Cervixinsuffizienz) die entscheidenden Indikationen für eine stationäre Überwachung. Die Ergebnisse des Ausgangs der Drillingsschwangerschaften sind vergleichbar mit denen aus der internationalen Literatur und rechtfertigen somit den Ansatz für eine lange ambulante Betreuung in einem Pränatalzentrum.