Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601545
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Her-2neu negative Lokalrezidiv eines Her-2neu positiven Mammakarzinoms unter Trastuzumabtherapie – eine Falldarstellung

U Burkhardt
1   DRK Krankenhaus Sömmerda, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Brustzentrum Mittelthüringen
,
S Liebers
1   DRK Krankenhaus Sömmerda, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Brustzentrum Mittelthüringen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. April 2017 (online)

 

Die genaue Kenntnis der Tumorbiologie beeinflusst die Therapie und die Prognose von malignen Erkrankungen. Beim Mammakarzinom bieten insbesondere der Hormonrezeptorstatus und die Überexpression von Her-2-neu-Rezeptoren spezifische Angriffspunkte einer zielgerichteten Therapie. Im Krankheitsverlauf kann sich deren Status jedoch verändern.

Die dargestellte Kasuistik zeigt ein lokales Rezidivgeschehen unter laufender adjuvanter Therapie mit Trastuzumab (Herceptin®). Immunhistologisch wurde ein Downshift des Her-2-neu-Rezeptors nachgewiesen. Die 79-jährige Patientin erhielt 2015 die Erstdiagnose eines Mammakarzinoms (non special type). Der hormonrezeptornegative Tumor zeigte eine Amplifikation für Her-2-neu im FISH bei immunhistologischem Her-2-neu-Score 2+. Nach abgeschlossener operativer Therapie (Hautsparende Mastektomie mit Axillasampling) erfolgte eine leitliniengerechte adjuvante Chemotherapie kombiniert mit der Gabe des Antikörpers Trastuzumab. Unter fortgeführter adjuvanter Therapie (6 Zyklen Trastuzumab) wurde histologisch ein Lokalrezidiv im Hautbereich ipsilateral gesichert. Immunhistochemisch zeigte sich ein Downshift des Her-2-neu-Rezeptorstatus mit Score 1+ und ein schwach positiver Hormonstatus (Östrogenrezeptoren 2%). Es erfolgte die erneute operative Therapie, Radiatio, die Komplettierung der Trastuzumabtherapie für insgesamt ein Jahr sowie die antihormonelle Therapie.

In der Literatur wird die Häufigkeit einer Änderung des Her-2-neu-Status beim Rezidiv mit 14,5% angegeben, während sich beim Hormonrezeptorstatus der Östrogenrezeptor zu 32,4% und der Progesteronrezeptor zu 40,7% verändern. Vor allem der Downshift des Her-2-neu-Rezeptors ist mit etwa 4 – 5% der Fälle selten.

Da die Veränderung des Rezeptorstatus mit einer Veränderung der therapeutischen Zielstrukturen einhergeht, sollte die histologische Reevaluierung der Tumorbiologie den Standard in der Behandlung eines Rezidivs oder Krankheitsprogresses, insbesondere unter laufender adjuvanter Therapie, darstellen.