Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(05): 524-561
DOI: 10.1055/s-0037-1602319
Fetomaternale Medizin/Geburtshilfe I; Datum: Freitag, 16.06.2017, 13:30 bis 15:00 Uhr, Vorsitz: Susanne Schüler-Toprak, Thorsten Fischer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Innere Hernie und akut Sectio bei Schwangerschaft nach Magenbypass

V Falcone
1   Metabolic Research Group Division of Obstetrics and Feto-Maternale Medicine, Department of Obstetrics and Gynaecology, Medical University Vienna
,
H Kiss
1   Metabolic Research Group Division of Obstetrics and Feto-Maternale Medicine, Department of Obstetrics and Gynaecology, Medical University Vienna
,
M Langer
1   Metabolic Research Group Division of Obstetrics and Feto-Maternale Medicine, Department of Obstetrics and Gynaecology, Medical University Vienna
,
P Husslein
1   Metabolic Research Group Division of Obstetrics and Feto-Maternale Medicine, Department of Obstetrics and Gynaecology, Medical University Vienna
,
C Göbl
1   Metabolic Research Group Division of Obstetrics and Feto-Maternale Medicine, Department of Obstetrics and Gynaecology, Medical University Vienna
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 June 2017 (online)

 

Einleitung:

Übergewicht und Adipositas betreffen zunehmend Frauen im gebärfähigem Alter. Chirurgische Interventionen kommen bei morbider Adipositas zum Einsatz, wenn durch konservative Therapiemaßnahmen keine effektive Gewichtsreduktion erreicht werden kann. Allerdings kann eine Schwangerschaft nach Magenbypass mit besonders schwerwiegenden Komplikationen wie Hernienbildung, Vitaminmangel und Eisenmangelanämie einhergehen. Daneben wurde ein erhöhtes Risiko für SGA (small for gestational age) beobachtet.

Fallpräsentation:

Wir berichten über den Fall einer Schwangerschaft nach Magenbypass (OP 2008), die an unserer Abteilung betreut und aufgrund eines akuten Abdomens notfallmäßig mittels Sectio entbunden wurde. Die Ultraschallkontrollen zeigten ein eutrophes Wachstum. Eine Ferinject-Gabe erfolgte in SSW 24 + 6 aufgrund einer Eisenmangelanämie. In SSW 29 + 2 wurde die Patientin in die Notambulanz wegen starker Unterbauchschmerzen vorstellig. Bei ausgedehnter fetaler Bradykardie entschied man sich zur akuten Schwangerschaftsbeendigung. Das Neugeborene wog 1610 g (43. Perzentile), zeigte einen Apgar-Score von 2 – 3 – 4, einen Nabelschnur PH von 6,7 und wurde auf der neonatologischen Intensivstation aufgenommen. Im Rahmen der Sectio erschien der Darm livide bis schwarz verfärbt. Nach Beiziehen der Chirurgen wurde ein Volvulus des Dünndarmes festgestellt, der konservativ behandelt wurde.

Die Patientin wurde postoperativ auf die Intensiv Station transferiert und mehrmals revidiert. Bei progressiver Besserung der Darmentzündung wurde auf eine Darmresektion verzichtet.

Am 20. postoperativen Tag konnte die Patientin entlassen werden. Das Kind wurde aufgrund massiver Asphyxie intensivmedizinisch betreut und am 20. postpartalen Tag in stabilem Zustand transferiert.

Schlussfolgerung:

Dieser Fall stellt eine schwerwiegende Schwangerschaftskomplikation nach bariatrischer Chirurgie dar. Weiters erfordert die Betreuung einer Schwangerschaft nach Magenbypass regelmäßige Laborkontrollen und gegebenenfalls Substitution von Vitaminen (D, B12, Folsäure) und Eisen, sowie Ultraschallkontrollen. Aufgrund eines beträchtlichen Hypoglykämierisikos (Dumpingsyndrom) kann ein Screening mittels oralem Glukosetoleranztest nicht empfohlen werden. Diese Aspekte sollten in die Erstellung einheitlicher Leitlinien zur Behandlung dieses Risikokollektives einfließen.