Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(05): 524-561
DOI: 10.1055/s-0037-1602347
Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin II; Datum: Freitag, 16.06.2017, 15:30 bis 17:00 Uhr, Vorsitz: Burkhard Schauf, Philipp Reif
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hämodynamische Effekte und mütterliche Komplikationen nach intrauterinen Eingriffen bei monochorialen Mehrlingsschwangerschaften

A Zenz
1   Universitätsfrauenklinik Graz, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
P Greimel
1   Universitätsfrauenklinik Graz, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
,
P Klaritsch
1   Universitätsfrauenklinik Graz, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 June 2017 (online)

 

Fragestellung:

Das feto-fetale Transfusionssyndrom (twin-to-twin transfusion syndrom = TTTS) ist eine Komplikation monochorialer Zwillingsschwangerschaften, deren Grundlage Gefäßanastomosen an der Oberfläche der Plazenta zwischen den beiden Feten sind. Dies führt zu einer ungleichen Versorgung der Feten und folglich zu schweren Schäden bis hin zum intrauterinen Fruchttod.

Die Behandlung eines fortgeschrittenen TTTS besteht meist aus einem intrauterinen Eingriff im Sinne einer Laserkoagulation der plazentaren Gefäßanastomosen oder einem Nabelschnurverschluss eines Zwillings bei infauster Prognose (cord occlusion). Im Zuge der Eingriffe wird meistens eine Amniondrainage durchgeführt. Bei größeren Drainagevolumina konnten schwerwiegende hämodynamische Veränderungen bei den Müttern beobachtet werden. Diese zeigten klinische Zeichen einer Hämodilution, Hypovolämie sowie beeinträchtigter Nierenfunktion. Die zugrundeliegende Pathophysiologie ist derzeit noch nicht geklärt. Relevante mütterliche Kreislaufparameter sowie die Gesamtheit maternaler Komplikationen nach intrauterinen Eingriffen wurden in dieser Untersuchung analysiert und dargestellt.

Methodik:

Es handelt sich um eine retrospektive Datenanalyse von 80 intrauterinen Eingriffen an der UFK Graz zwischen 2010 und 2016.

Ergebnisse:

Das mittlere Drainagevolumen betrug rund 1400 ml. Es konnte ein signifikanter Abfall der Surrogatmarker der Hämodilution zwischen der prä- und postoperativen Messung dargestellt werden. Weiter zeigten sich auch mütterliche Kreislaufparameter wie Blutdruck und Herzfrequenz signifikant verändert im postoperativen Verlauf. Ein Zusammenhang zwischen Drainagevolumen und den Veränderungen von Hämoglobin, Hämatokrit und Albumin wurde nachgewiesen. Die maternale Diureseleistung zeigte ebenfalls einen signifikanten Abfall zwischen sechs bis zwölf Stunden postoperativ. Der mütterliche BMI zeigte eine signifikante negative Korrelation zur postoperativen Blutdruckveränderung. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Höhe des Drainagevolumens und dem Auftreten von pPROM als eine der wichtigsten Komplikation bei intrauterinen Eingriffen war darstellbar. Die mütterliche Gesamtkomplikationsrate bei intrauterinen Zwillingseingriffen lag an unserem Zentrum bei rund 6%.

Schlussfolgerung:

Schwere mütterliche Komplikationen bei intrauterinen Zwillingseingriffen sind sehr selten. Weit häufiger erscheinen hämodynamische Veränderungen aufzutreten, die derzeit noch Fragen nach den exakten pathophysiologischen Grundlagen offen lassen.