Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(05): 524-561
DOI: 10.1055/s-0037-1602355
Senologie & Onkologie II; Datum: Samstag, 17.06.2017, 09:45 bis 11:15 Uhr, Vorsitz: Gunda Pristauz, Stephan Seitz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammakarzinome bei Männern – Tumorbiologie, klinische Erfahrungen, Outcome und Follow-up

Authors

  • M Rath

    1   Klinikum Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg
  • C Brucker

    1   Klinikum Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg
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Publication History

Publication Date:
02 June 2017 (online)

 

Fragestellung:

Etwa 0,5 – 1% aller Mammakarzinome (MaCa) treten bei Männern auf. Da stabile klinische Daten für das männliche Mammakarzinom fehlen, werden Therapiestandards für Männer aus der Literatur und klinischen Erfahrung bei weiblichen Mammakarzinompatientinnen abgeleitet. Diese Daten mögen jedoch nicht vollständig übertragbar sein. Wir untersuchten die Vergleichbarkeit von Tumorbiologie und Outcome in einer Fall-Kontroll-Studie.

Methodik:

Es wurden alle männlichen Patienten mit MaCa identifiziert, die am Brustzentrum des Klinikums Nürnberg diagnostiziert und/oder behandelt wurden (2005 – 2016). Von allen Patienten wurden die Tumorbiologie, klinische Parameter der Tumorerkrankung und das Disease free survival (DSF) dokumentiert und mit weiblichen Kontrollen gematcht. Matching-Parameter waren pT, pN, Grading, Histologie, ER-Status und Her2neu-Status. Als Quellen dienten die Patientenakten und das Dokumentationsprogramm ODSeasy. Primäres Studienziel war der Vergleich der Tumorbiologie zwischen männlichen und weiblichen Mammakarzinompatienten. Sekundäre Studienziele waren der Vergleich des DSF und der Follow-up Daten.

Ergebnisse:

Es konnten 37 Männer mit unilateralem MaCa identifiziert werden. Drei Männer wurden aufgrund einer Metastasierung und ein Mann aufgrund eines Carcinoma in situ von der weiteren Analyse ausgeschlossen, folglich konnten Daten von 33 Patienten ausgewertet werden. In 26 Fällen konnten entsprechende weibliche Patientinnen gematcht werden. Die meisten MaCa der männlichen Patienten zeigten eine invasiv-duktale Histologie (87,9%), ein mittleres Grading (G2; 75,8%) ebenso wie Östrogenrezeptor- (100%) und Progesteronrezeptor-positive (87,9%) und Her2neu-negative (81,8%) Tumore. Bei den männlichen Mammakarzinompatienten konnten Follow-up Daten für einen mittleren Zeitraum von 30,7 Monaten erhoben werden. Der Altersdurchschnitt war zwischen Männern und gematchten weiblichen Patientinnen gleich (68,8 vs. 68,5 Jahre). Bei den Frauen litt eine Patientin unter pulmonaler Metastasierung und verstarb daran, in der Gruppe der männlichen MaCa kam es weder zu Rezidiven noch zu Todesfällen aufgrund des MaCa.

Schlussfolgerung:

In unserem Kollektiv unterschied sich bei vergleichbarer Tumorbiologie das MaCa des Mannes hinsichtlich DSF nicht wesentlich vom MaCa der Frau. Aufgrund der limitierten Patientenanzahl sowie der zeitlich begrenzten Nachbeobachtungsdauer sind diese ersten Ergebnisse als vorläufig zu betrachten und sollten in größeren Studien validiert werden.