Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(10): S1-S13
DOI: 10.1055/s-0037-1604691
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Elektrophysiologische und psychophysische Veränderungen bei ehemaligen Frühgeborenen mit und ohne ROP in der Anamnese

W Bowl
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
,
S Raoof
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
,
K Holve
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
,
S Schweinfurth
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
,
K Stieger
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
,
B Lorenz
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
,
M Andrassi-Darida
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität, Gießen
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Publication History

Publication Date:
12 October 2017 (online)

 

Einleitung:

Studien zur objektiven Funktionsanalyse der Netzhaut ehemaliger Frühgeborenen beschreiben häufig stäbchenabhängige Veränderungen. Frühgeborene mit ROP zeigten im multifokalen ERG dezente Veränderungen zentraler Amplituden. Wir untersuchten den Zusammenhang dokumentierter fovealer Veränderungen bei ehemaligen Frühgeborenen mit objektiven Veränderungen in zapfen- und stäbchenvermittelten Antworten.

Methoden:

Wir untersuchten insgesamt 180 Kinder mittels chromatischer Pupillometrie (chP), multifokalem ERG (mfERG) und Ganzfeld-ERG (gERG) inklusive a-Wellen-Analyse. Die Kinder im Alter zw. 6 – 13 Jahren gehörten zu den Gruppen mit spontan regredienter ROP (srROP n = 50), ohne ROP (noROP n = 100) und gleichaltrigen gesunden termingeborenen Kinder (Term n = 30). Die Einteilung nach Macular Developmental Arrest (MDA) erfolgte mithilfe segmentierter (DiOCTA, Ehnes 2013) und analysierter (MatLAB) SD-OCT Volumenscans der Fovea aller Kinder (Bowl 2016). Analysiert wurden zapfen- und stäbchenvermittelte Antworten sämtlicher angewandter Geräte in Korrelation zur Strukturveränderung der fovealen Netzhautschichtung.

Ergebnisse:

Kinder mit MDA zeigten in der multifaktoriellen Analyse die höchsten Signifikanzwerte gegenüber anderen Gruppenunterteilungen (Geburtsgewicht, Gestationsalter, Schwere der ROP in der Anamnese). Die chP zeigte signifikante Verminderungen der zapfenvermittelten Antworten (P = 0,032). Stäbchenvermittelte Antworten blieben unverändert. Im mfERG zeigten sich signifikante Veränderungen der P1 Amplitude im Ring 1 (P = 0,003) und 2 (P = 0,021) und keine Veränderungen in weiter peripheren Bereichen. Zapfenvermittelte Antworten im gERG waren signifikant reduziert (P = 0,043), stäbchenabhängige Antworten (ebenfalls ermittelt mit der paired-flash a-Wellen-Analyse) zeigten ein grenzwertig nicht signifikantes Ergebnis (P = 0,052).

Diskussion:

Unsere Ergebnisse zeigen, dass strukturelle Veränderungen der fovealen Netzhautschichtung (MDA) zu einer messbaren Verminderung zapfenvermittelter Antworten führen. Dies lässt sich an sämtlichen objektiven elektrophysiologischen und psychophysischen Untersuchungen nachweisen. Eine Reduktion der Stäbchenantworten konnten wir indes nicht gruppenübergreifend nachweisen. Möglicherweise hängt dies mit der Zusammensetzung unserer Gruppen zusammen, bei der keine oder eine spontan regrediente ROP zugrunde lag – bei diesen ROP-Formen wird eine günstige Reorganisation postrezeptoraler neuraler Schaltkreise vermutet (Harris, Fulton 2011).