Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(10): S1-S13
DOI: 10.1055/s-0037-1604701
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute bilaterale Abduzensparese bei einem 7-jährigen Jungen

I Sterker
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Leipzig
,
I Sorge
2   Universitätsklinikum Leipzig, Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin, Abteilung für Kinderradiologie, Leipzig
,
M Matthias
3   Universitätsklinikum Leipzig, Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin, Abteilung Neuropädiatrie, Leipzig
,
A Merkenschlager
3   Universitätsklinikum Leipzig, Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin, Abteilung Neuropädiatrie, Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
12 October 2017 (online)

 

Hintergrund:

Eine erworbene bilaterale Abduzensparese im Kindesalter ist sehr selten. Die Differenzialdiagnosen sind vielfältig und umfassen sowohl neoplastische, traumatische, zerebrovaskuläre und infektiöse Erkrankungen als auch Vaskulitis, Myasthenia gravis, idiopathische intrakranielle Drucksteigerung und demyelinisierende Erkrankungen.

Fallbericht:

Wir berichten über einen 7-jährigen Jungen der wegen einer akuten beidseitigen Abduzensparese mit massiver Motilitätseinschränkung vorgestellt wurde. Anamnestisch wurde über einen Schlag gegen das Auge beim Judo vor einer Woche und einen Tritt gegen den Kopf im Schwimmbad sowie über Diarrhoe 2 Tage vor der akuten Augenmuskellähmung berichtet.

Die neurologische Untersuchung und das akut durchgeführte MRT ergaben keine Auffälligkeiten und konnten das Vorliegen eines Hirntumors oder einer Sinusvenenthrombose ausschließen.

Die Liquorpunktion zeigte einen entzündlichen Prozess im ZNS.

Die positive Campylobacter jejuni-Serologie und positive Antikörper im Serum gegen GQ1b-IgM und IgG führten zur Diagnose eines postinfektiösen Miller-Fisher-Syndroms in seiner atypischen Form, da die bilaterale Abduzensparese ohne Ataxie bestand.

Zusammenfassung:

Die Identifizierung von hohen Anti-GQ1b Antikörper-Titern im Serum können bei der Diagnosefindung eines Miller-Fisher-Syndroms helfen, auch wenn die klinische Erscheinungsbild inkomplett ist.