Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(10): S1-S13
DOI: 10.1055/s-0037-1604713
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Durchleuchtungstest nach Brückner bei Früherkennnungsuntersuchungen

M Gräf
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen, Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Gießen
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Publication History

Publication Date:
12 October 2017 (online)

 

Hintergrund:

Der Durchleuchtungstest nach Brückner (Transilluminationstest, Rotreflextest) ist eine exzellente Methode zur Erkennung von Medientrübungen. Auch im Rahmen der Schieldiagnostik und vor allem zur Entdeckung von Ametropien ist der Test sehr hilfreich. Die jüngst aktualisierte „Kinder-Richtlinie“ des Gemeinsamen Bundesausschusses fordert explizit, nicht gänzlich neu, die Durchführung des Tests im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen U2 bis U7, um anhand von Transilluminationsauffälligkeiten bzw. -unterschieden Medientrübungen bzw. auch Strabismus und Anisometropie zu erkennen. Die Vielzahl zu spät entdeckter kongenitaler Katarakte und hochgradiger Ametropien erlaubt den Schluss, dass der Test vielerorts nicht korrekt durchgeführt wird.

Methode:

Der Durchleuchtungstest erfolgt bei schwachem Raumlicht unter Verwendung eines lichtstarken direkten Ophthalmoskops mit einem großen Lichtkegel, der auf das untersuchte Auge gerichtet wird. Beim Blick durch das Ophthalmoskop erscheint die Pupille rötlich leuchtend. Jede Abschwächung und jeder Seitenunterschied dieses Rotreflexes ist abklärungsbedürftig. Für den Seitenvergleich des Rotreflexes richtet man den Lichtkegel gleichzeitig auf beide Augen.

Ergebnisse:

Medientrübungen und andere Auffälligkeiten der vorderen Augenabschnitte sind mit dem Test besonders aus der Nähe (0,2 m) sehr leicht zu erkennen. Bei Anisometropie und Myopie kann der Reflex am stärker betroffenen Auge in der klassischen Distanz von ca. 1 m heller erscheinen, in 4 m Distanz ein- oder beidseitig deutlich dunkler. Dadurch ist der Test aus der Ferne deutlich sensitiver. Fundusveränderungen, seitengleiche Hyperopie und kleine Schielwinkel fallen nicht sicher auf. Beim Säugling lässt sich das Öffnen der Augen durch Auf- und Abbewegen des Kindes induzieren. Der Test ist nach fachkundiger Einweisung mit sehr geringem Zeitaufwand effizient durchführbar.

Schlussfolgerung:

Eine entsprechende Schulung ist während der Facharztweiterbildung zum Pädiater und für klinisch tätige und in der Praxis niedergelassene Pädiater sinnvoll. Sie kann permanent durch Beträge auf Tagungen, in Fachzeitschriften und anderen Medien erfolgen. Besonders effektiv sind praktische Übungsveranstaltungen. Ein flächendeckendes Angebot für fast 12.000, davon ca. 6.000 niedergelassene Pädiater in Deutschland erfordert die Beteiligung vieler, gerade strabologisch und kinderophthalmologisch orientierter, Augenärzte.