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DOI: 10.1055/s-0037-1604747
Umfangreiche epidemiologische und Genotyp-Phänotyp (GxP) Analysen in dem weltweit größten Patientenkollektiv mit idiopathischer Achalasie
Authors
Publication History
Publication Date:
02 August 2017 (online)
Die Ursachen der idiopathischen Achalasie sind weitestgehend ungeklärt. Wir konnten kürzlich die ersten genetischen Risikofaktoren für die Achalasie identifizieren (Nat Genet (2014) 46(8):901 – 4), wobei eine 8-Aminosäure-Insertion im Gen HLA-DQB1 die am stärkste assoziierte Risikovariante darstellt. Zur Aufklärung ihrer Bedeutung und zur Identifizierung weiterer Risikofaktoren auf phänotypischer Ebene haben wir epidemiologische und Genotyp-Phänotyp (GxP) Analysen am weltweit größten Achalasie-Patientenkollektiv durchgeführt.
Für die Untersuchungen standen uns epidemiologische und medizinischen Daten von 696 Achalasiepatienten und 410 Vergleichsprobanden sowie die der Verwandten ersten Grades zur Verfügung (2543 Patienten und 1497 Vergleichsprobanden). Für die GxP Analyse wurden die Patienten in HLA-DQB1-Insertions-Träger und Nicht-Träger unterteilt. In den stratifizierten Kollektiven wurde anschließend untersucht, ob bestimmte Subphänotypen mit der Insertion assoziiert sind.
Die epidemiologischen Analysen zeigen, dass Patienten signifikant häufiger von einer viralen Infektion vor Beginn der Achalasie betroffen sind (P < 0,0001, v.a. Varizella-Zoster-Virus-Infektion). An komorbiden Erkrankungen zeigen Achalasiepatienten zudem signifikant häufiger allergische (P = 0,0005) und autoimmunologische Krankheiten (P = 0,0007; Psoriasis, Sjörgen Syndrom). Verwandte ersten Grades von Achalasiepatienten zeigen ebenfalls signifikant häufiger allergische Erkrankungen (P = 0,0007) und Psoriasis (P = 0,016) im Vergleich zu Kontrollen. Die GxP Analyse zeigt, dass eine Achalasie häufiger nach Schwangerschaft bei Trägerinnen der HLA-DQB1-Insertion auftritt (P = 0,031). Die HLA-DQB1-Insertion zeigt einen starken geographischen Gradienten und kommt signifikant häufiger in Süd- als in Nordeuropa vor.
Die Daten weisen auf eine Beteiligung viraler Infektionen und eine ursächliche Bedeutung von allergischen und Autoimmunerkrankungen bei der Entstehung der Achalasie hin. Bei HLA-DQB1-Insertionsträgerinnen scheinen schwangerschaftsassoziierte Faktoren, wie hormonelle und immunsuppressive Mechanismen, die Krankheitsmanifestation zu beeinflussen. Die unterschiedliche Frequenz der Insertion unter Europäern legt zudem nahe, dass die idiopathische Achalasie häufiger in Populationen Südeuropas auftritt.
