Ultraschall Med 2017; 38(S 01): S1-S65
DOI: 10.1055/s-0037-1606918
V 11: Gyn/Pränatal IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fetales spontanes subdurales Hämatom in der 30. SSW bei Delta-Storage-Pool-Disease und Sichelzellenanämie: Sonografische Diagnose und Management

A Iannaccone
1   Uniklinikum Essen, Essen/DE
,
M Darkwah Oppong
1   Uniklinikum Essen, Essen/DE
,
R Kimmig
1   Uniklinikum Essen, Essen/DE
,
A Köninger
2   Uniklinikum Esse, Essen/DE
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
14 September 2017 (online)

 

Patienten und Methode:

Hintergrund: Die pränatale Diagnose eines subduralen Hämatoms ist selten, insbesondere ohne vorheriges Trauma.

Fallbericht: Wir berichten über eine 24-jährige Patientin IIG IP mit Sichelzellenkrankheit (HbSS).

Die Patientin wurde in der 23. SSW aufgrund Infekt-bedingter Krankheitsschübe stationär aufgenommen und bei einer Hämoglobinkonzentration 4 mg/dl wurden Erythroztenkonzentrate transfundiert.

Im Rahmen einer routinemäßigen sonografischen Verlaufskontrolle in der 29+5 SSW zeigte sich beim Feten eine 15×70 mm großer, vorwiegend echoarmer, subduraler Flüssigkeitsverhalt rechtshemismphärisch im Sinne eines subduralen Hämatoms. Hierdurch ergab sich eine deutliche Mittelinieverlagerung nach links, ein beginnender Hydrozephalus und eine erhöhte Flussgeschwindigkeit in der Arteria cerebri media.

Nach interdisziplinärer Diskussion mit Neurochirurgen und Neonatologen, folgte der Entschluss zur eiligen Sectio und anschließenden operativen Hämatom-Entlastung. Der Kaiserschnitt wurde komplikationslos durchgeführt mit Entwicklung eines Jungen (1600 g/Perc.: 70/Apgarwerte: 1'07/5'07/10'08). Die Diagnose wurde unmittelbar postnatal durch transkranielle Sonografie bestätigt. Es folgte die komplikationslose Entlastung des Hämatoms über eine rechts frontale Minitrepanation. Bei geringem Restbefund erfolgten regelmäßige sonografische Kontrollen. Zum Entlassungszeitpunkt zeigte sich kein nachweisbarer Rest. Neurologische Defizite bestanden nicht.

Die Patientin hatte einen komplizierten Verlauf mit mehrfachen Nachblutungen und Notwendigkeit operativer Revisionen.

Die Gerinnungsdiagnostik ergab eine Delta-Storage-Pool Disease bei Mutter und Kind, sowie ein Faktor X Mangel maternal. Bei dem Kind konnte ebenfalls eine HbSS Krankheit nachgewiesen werden.

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Abb. 1: Mittellinieverlagerung und beginnender Hydrozephalus
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Abb. 2: Hämatom

Schlussfolgerung:

Fazit: Die intrauterine Diagnose von subduralen Hämatomen ist selten. In der Literatur finden sich einige Fallberichte, meistens liegen fetalen Traumata, Thrombozytopathien oder hypoxische Schäden und fetale Anämie vor (Ghi et al. 2003). Die sonografische Diagnosestellung ist gut möglich. Die multidisziplinäre Behandlung kann das Management und das Outcome verbessern.