Ultraschall Med 2017; 38(S 01): S1-S65
DOI: 10.1055/s-0037-1606922
V 11: Gyn/Pränatal IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von der Darmdilatation zur Darmperforation: Verlauf eines Volvolus

S Kehl
1   Universität Erlangen, Erlangen/DE
,
P Morhart
2   Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen/DE
,
R Carbon
2   Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen/DE
,
J Pretscher
1   Universität Erlangen, Erlangen/DE
,
F Stumpfe
1   Universität Erlangen, Erlangen/DE
,
M Beckmann
1   Universität Erlangen, Erlangen/DE
,
F Faschingbauer
1   Universität Erlangen, Erlangen/DE
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
14 September 2017 (online)

 

Patienten und Methode:

Präpartaler Verlauf.

Eine 30-jährige Erstgebärende wurde mit 30+6 SSW erstmals wegen bereits extern seit längerem aufgefallener Darmdilatation vorgestellt. In der sonografischen Diagnostik fielen lediglich vereinzelte prominente und hyperechogene Darmschlingen auf, so dass eine Verlaufskontrolle vereinbart wurde. Bei dieser Untersuchung (33+1 SSW) wurde der Verdacht auf eine Darmperforation bei reichlich (mekoniumhaltigem) Aszites gestellt. Im Verlauf (33+3 SSW) wurde eine deutliche Zunahme des Aszites mit Zwerchfellverschiebung und Lungenkompression festgestellt, zudem eine progrediente Dilatation von Darmschlingen und des Magens. Aufgrund der Progredienz erfolgte die Sectio caesarea.

Postnataler Verlauf.

Das Neugeborene wies ein grau-fahles Hautkolorit auf. Bei der Aszitespunktion des massiv ausladenden, gespannten Abdomens wurden direkt postnatal 60 ml bräunliche Flüssigkeit entfernt, woraufhin die Beatmungsdrücke reduziert werden konnten. Präoperativ wurden kumulativ 280 ml Aszites entfernt. In der apparativen Diagnostik wurde der Verdacht auf eine hohe Atresie/Stenose des Gastrointestinaltraktes mit einer Perforation gestellt. Intraoperativ stellten sich ein Volvolus ohne ersichtliche zugrunde liegende Fehlanlage und eine aseptische Peritonitis mit reichlich Mekonium in der Bauchhöhle dar. Es wurden circa 25 cm nekrotischer Dünndarm reseziert und ein endständiges Dünndarmstoma angelegt. Histopathologisch wurde eine Durchwanderungsperitonitis mit teils chronisch-granulierender, teils fibrinös-eitriger Serositis, passend zu einem Volvolus beschrieben. Einige Wochen später konnte das Stoma rückverlagert werden und die Entlassung in die ambulante Betreuung erfolgen.

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Abb. 1: 30+6 SSW
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Abb. 2: 33+1 SSW
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Abb. 3: 33+3 SSW

Schlussfolgerung:

Zusammenfassend handelt es sich hierbei um eine äußerst seltene Ursache einer hohen intestinalen Obstruktion mit hoher Mortalität und Morbidität. Die Diagnosestellung ist schwierig, aber entscheidend. Das Outcome hängt von Zeitpunkt des Auftretens und der Länge des betroffenen Darmabschnitts ab.