Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(S 01): S1-S44
DOI: 10.1055/s-0037-1607134
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Molekularbiologische Untersuchung anthelminthischer Effekte von Procyanidinen auf C. elegans

V Spiegler
1   Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Münster, Deutschland
,
E Liebau
2   Universität Münster, Institut für Zoophysiologie – Molekulare Physiologie, Münster, Deutschland
,
A Hensel
1   Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Münster, Deutschland
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Publication Date:
27 September 2017 (online)

 

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit sind von intestinalen Helminthen befallen, demgegenüber stehen lediglich eine Handvoll zugelassener Medikamente für deren Bekämpfung zur Verfügung. In Mitteleuropa sind Wurmerkrankungen des Menschen selten, stellen aber im Nutztierbereich eine zunehmende Bedrohung aufgrund einer dramatischen Resistenzentwicklung gegen die gängigen Anthelminthika dar [1]. Pflanzliche Zubereitungen, die größere Mengen an Tanninen und Flavonoiden enthalten, werden zurzeit als Alternativen im Rahmen der Prävention von Helmintheninfektionen diskutiert, über den genauen Wirkmechanismus ist jedoch wenig bekannt [2, 3].

Im Rahmen von Untersuchungen zur Wirkung solcher Polyphenole wurden mittels Transkriptomanalyse in C. elegans nach Behandlung mit oligomeren Procyanidinen (OPC) verschiedene Gene identifiziert, die für prolinreiche Proteine codieren und als mögliche spezifische Bindungspartner für Gerbstoffe fungieren könnten. Stark hochreguliert war das Gen T22D1.2, ein Ortholog eines humanen prolinreichen Speichelproteins, das analog zur Funktion von Speichelproteinen an Bindung und Abwehr von OPC beteiligt sein könnte. Mittels Promotor-GFP-Konstrukt konnte für T22D1.2 gezeigt werden, dass das Gen massiv vor allem im Darm und als Reaktion auf die Behandlung mit Gerbstoffen exprimiert wird. Es ist daher davon auszugehen, dass T22D1.2 eine Abwehrstrategie von C. elegans gegenüber nematotoxischen Procyanidinen darstellt. Zusätzlich wurden Gene identifiziert, die nach Kontakt mit OPC signifikant herunterreguliert wurden, insbesondere solche, die mit dem Lysosom, der Glykosylierung und der Immunantwort des Wurms assoziiert sind.

Die aktuellen molekularbiologischen Ergebnisse liefern Einblicke in die Reaktion des Nematoden auf OPC und unterstreichen bisherige Vermutungen, dass OPC vorwiegend mit Proteinen auf der Darmoberfläche interagieren. Damit ist eine Basis für die Identifikation potentieller Angriffspunkte für neue Anthelminthika geschaffen.

Literatur:

[1] Jackson F et al. Small Rumin Res 2009; 86: 40 – 45

[2] Hoste H et al. Vet Parasitol 2015; 212: 5 – 17

[3] Spiegler V et al. Nat Prod Rep 2017; 34: 627 – 643