Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(S 01): S1-S44
DOI: 10.1055/s-0037-1607185
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sind quercetinhaltige Pflanzenextrakte inhalativ antiallergisch wirksam?

S Weisenburger
1   Präklinische Forschung, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland
,
K Schötz
1   Präklinische Forschung, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland
,
S Vogel
1   Präklinische Forschung, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland
,
E Koch
1   Präklinische Forschung, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. September 2017 (online)

 

Allergien sind Überreaktionen des Immunsystems gegenüber harmlosen Umweltfaktoren (Allergenen). Die bekannteste Allergie ist der Heuschnupfen [1]. Es handelt sich dabei um eine Immunglobulin E (IgE) vermittelte Sofortreaktion vom Typ I. IgE bindet an Rezeptoren an der Oberfläche von Mastzellen. Nach Kontakt der zellständigen Antikörper mit einem Allergen kommt es zur Zellaktivierung und nachfolgend zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren, wie z.B. Histamin [2].

Für das Flavonoid Quercetin, das z.B. in Zwiebeln, Mädesüß und Zitrusfrüchten vorkommt, ist bekannt, dass es über mastzellstabilisierende und damit antiallergische Eigenschaften verfügt [3]. Natürlicherweise enthalten Pflanzen Quercetin, aber nahezu ausschließlich in Glykosidform. Ziel dieser Arbeit war es deshalb zu untersuchen, ob die natürlich vorkommenden Quercetinglykoside ebenfalls mastzellstabilisierend wirken und ob eine inhalative Applikation therapeutisch erfolgreich sein könnte.

Die Testung von Quercetin und seiner Glykoside Hyperosid, Rutin, 2-Galloyl-Miquelianin, Quercitrin und Miquelianin auf mastzellstabilisierende Effekte erfolgte in einem In-vitro-Modell mit basophilen Rattenzellen (RBL-2H3-Zellen), die auf eine IgE-vermittelte Reaktion ebenfalls mit einer Histaminausschüttung reagieren. Nur Quercetin unterdrückte konzentrationsabhängig (IC50= 2,6 µg/ml) die Zellaktivierung, während die Glykoside keine mastzellstabilisierende Aktivität zeigten. Nach Inkubation von Quercetinglykosiden mit Bronchialsekret war aber freies Quercetin nachweisbar, was auf die Anwesenheit von Glykosidasen in den Atemwegen und einer Bioaktivierung der glykosilierten Flavonoide hindeutet.

Die vorliegenden Ergebnisse lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass Pflanzenextrakte mit geeigneten Quercetinglykosiden bei einer inhalativen Anwendung nach Hydrolyse im Bronchialsekret ebenfalls antiallergische Effekte aufweisen. Entsprechende In-vivo-Untersuchungen sind gegenwärtig in der Planung.

Literatur:

[1] Langen U et al. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 2013; 56: 698 – 706

[2] Muñoz-Cano R et al. J Investig Allergol Clin Immunol 2015; 26: 73 – 82

[3] Middleton E Jr et al. J Immunol 1981; 127: 546 – 550