Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607654
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekt der Geburtsumgebung auf den Geburtsmodus und das Wohlbefinden von Frauen am Geburtstermin: Studienprotokoll einer randomisiert kontrollierten Studie (BE-UP)

GM Ayerle
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle/Saale, Germany
,
R Schäfers
2   Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany
,
E Mattern
2   Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany
,
S Striebich
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle/Saale, Germany
,
G Seliger
3   Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle/Saale, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Ziel:

Die multizentrische, konfirmatorische, klinische Studie prüft, ob eine grundlegende gestalterische Veränderung des Gebärraums patientenrelevante Outcome-Parameter signifikant beeinflusst. Theoretisch stützt sie sich auf Theorien und Ergebnisse internationaler Forschungsarbeiten (Techniksoziologie, Symbolischer Interaktionismus). Die Hypothese lautet: Eine komplexe Intervention, die die mütterliche Mobilität, Entspannung, Schmerzbewältigung, Selbstbestimmung und das Wohlbefinden fördert, resultiert in einer höheren Rate vaginaler Geburten – im Vergleich mit der Kontrollgruppe.

Methodik:

Ab Frühjahr 2018 werden in 12 geburtshilflichen Abteilungen/Kliniken in fünf Bundesländern 4.000 schwangere Frauen der Interventions- (neugestalteter Kreißsaal: kein zentrales Kreißbett, jedoch Hilfsmittel zur Förderung der Mobilität und aufrechten Körperhaltung) oder der Kontrollgruppe (üblicher Kreißsaal) randomisiert zugewiesen. Einschlusskriterien sind u.a.: Einling in Schädellage, mind. 37+0 voll. Schwangerschaftswochen, vaginale Geburt geplant. In beiden Gruppen werden die Gebärenden während ihrer Wehenarbeit und Geburt professionell durch Hebammen und Fachärzt/innen betreut. Während der Geburt werden Position und Mobilität der Gebärenden, geburtshilfliche Interventionen und das geburtshilfliche Outcome dokumentiert. Kontinuierliches Monitoring unterstützt die Datenqualität. Drei Monate postpartum werden patientenrelevante Outcome-Parameter (sekundäre Outcomes) sowie gesundheitsökonomisch relevante Daten erhoben. Im Anschluss an die Randomisierungsphase werden Hebammen und Fachärzt/innen zu ihrer Arbeitszufriedenheit in beiden Kreißsaalmodellen befragt.

In der nach Parität stratifizierenden Datenauswertung kommen Verfahren der deskriptiven wie auch der Interferenzstatistik (multivariate Regressionsanalysen) zur Anwendung.

Die Studie mit einer Laufzeit von 3 Jahren wurde im Rahmen der Fördermaßnahme „Klinische Studien mit hoher Relevanz für die Patientenversorgung“ (2016) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter der BMBF-Projektnummer KS2014 – 66 eingereicht und zur Förderung empfohlen.

Ergebnis:

Das primäre Outcome ist die Rate an vaginalen Geburten. Sekundäre Outcomes sind die erlebte Selbstwirksamkeit der Frau während ihrer Geburt, die Rate an medizinischen Interventionen und die mütterliche und perinatale Morbidität bzw. Lebensqualität. Die gesundheitsökonomische Analyse wird Auskunft über das Kosten-Wirksamkeit-Verhältnis geben.

Schlussfolgerung:

Erbringt die BE-UP Studie den Nachweis des unabhängigen Effekts der Intervention und wird darüber hinaus ein effizientes Kosten-Wirksamkeit-Verhältnis belegt, hat diese Intervention ein hohes Potenzial, mit geringen Kosten und geringem Aufwand bundesweit in den geburtshilflichen Abteilungen der Kliniken implementiert zu werden. Daten zur Arbeitszufriedenheit von Hebammen, Ärztinnen und Ärzten können Grundlage für Anpassungen der Arbeitsplatzgestaltung sein.