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DOI: 10.1055/s-0037-1607659
Auswirkung der Ursache von später Frühgeburtlichkeit auf postnatale Komplikationen und frühkindliche Entwicklung
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Der größte Anteil der Frühgeborenen sind Späte Frühgeborene (34+0 bis 36+6 SSW). Sie benötigen weniger intensivmedizinische Betreuung als Frühe Frühgeborene, weshalb sie postpartal oft wie Reifgeborene behandelt werden. Dies ist auf Grund der hohen Relevanz des dritten Schwangerschafttrimesters für die fetale neuronale Entwicklung und Synaptogenese in Frage zu stellen.
Das Ziel dieser Studie war es, ein ausführliches Screening der Unterschiede im neurologisch-kognitiven Outcome zwischen Reifgeborenen (37+0 bis 41+6 SSW) und Späten Frühgeborenen (34+0 bis 36+6 SSW) durchzuführen.
Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass Späte Frühgeborene nicht nur im ersten Lebensjahr, sondern auch darüber hinaus, häufiger Entwicklungsverzögerungen und Unterstützungsbedarf aufweisen als Reifgeborene.
Methodik:
Die peripartalen und neonatalen Daten aller in den Jahren 2008 bis 2014 an der Universitätsklinik geborener Späten Frühgeborenen (883 Patienten) wurden ausgewertet. Der Schwerpunkt lag auf dem Verlauf der Schwangerschaft (maternale und fetale Situation), der Klinik zur Zeitpunkt der Geburt und der postpartalen Entwicklung (klinisch, motorisch, kognitiv, neurologisch).
An die Familien zweier Jahrgänge (2008 und 2013, insgesamt 281 Patienten) dieser Kohorte sowie an die Familien weiterer 240 Reifgeborene der gleichen Jahrgänge wurden zusätzlich auf das Alter abgestimmte, selbst erstellte Fragebögen und die Child Behaviour Checklists (CBCL) verschickt. Für die Vergleichsgruppe wurden aus jedem Monat eine gleiche Anzahl Kinder willkürlich ausgewählt.
Ergebnis:
In beiden Jahrgängen (2008 und 2013) zeigten späte Frühgeborene signifikant mehr Probleme bei der Nahrungsaufnahme und wurden seltener voll gestillt (p2008= 0,016; p2013< 0,001). Späte Frühgeborene waren häufiger (fototherapiepflichtig) ikterisch (p2008= 0,003; p2013< 0,001). Meilensteine der motorischen Entwicklung wurden bei den Späten Frühgeborenen signifikant später als bei Reifgeborenen erreicht (Krabbelalter, p2008= 0,022; p2013= 0,007; Laufalter p2008= 0,012; p2013= 0,018).
Der CBCL ergab, dass die Späten Frühgeborenen im zweiten Lebensjahr signifikant internalisierter (p = 0,031), ängstlicher (p = 0,015) und emotional reaktiver (p = 0,027) als die Reifgeborenen waren.
Im sechsten Lebensjahr bestand kein Unterschied in dem internalisierten Verhalten von Späten Frühgeborenen im Vergleich zu Reifgeborenen. Allerdings zeigt sich, dass die Späten Frühgeborenen in Sportarten signifikant weniger Leistung (p = 0,045) und eine hoch signifikante geringere Schulleistung (p < 0,001) erbrachten.
Schlussfolgerung:
Unsere Studie bestätigt, dass Späte Frühgeborene im ersten Lebensjahr eine höhere Morbidität aufweisen als Reifgeborene.
Die Entwicklungsschritte im ersten Lebensjahr sind verzögert, darüber hinaus besteht ein erhöhter Unterstützungsbedarf bis ins Schulalter. Auch in der Kohorte der Späten Frühgeborenen kann eine intensive Unterstützung der Familien perinatal und im Verlauf der weiteren Entwicklung notwendig sein.