Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0037-1607683
Sicherheit vermitteln und sich sicher fühlen: zwei Seiten einer Medaille im geburtshilflichen Kontext?
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Die Sicherheit für Mutter und Kind als „Abwesenheit unerwünschter Ergebnisse“ [1] stellt eines der wesentlichen Qualitätsmerkmale in der geburtshilflichen Versorgung dar. Doch bedeutet die Gewährleistung der mütterlichen und kindlichen Unversehrtheit im Sinne einer Patientensicherheit gleichzeitig ein sicheres Gefühl bei den Nutzerinnen des Versorgungssystems?
Methodik:
Die thematische Auseinandersetzung basiert auf sozio-psychologischen Aspekten der subjektiven Sicherheit und aktuellen Forschungsergebnissen zum Sicherheitsgefühl im geburtshilflichen Kontext.
Ergebnisse:
Sicherheit wird aus der sozio-psychologischen Perspektive als ein kollektives und elementares menschliches Grundbedürfnis bezeichnet [2,3]. So kann sich eine Person aufgrund eines objektiv hergestellten Sicherheitszustands oder aufgrund ihres Urvertrauens sicher fühlen [2,4].
Im geburtshilflichen Kontext beeinflusst die Wahrnehmung von Sicherheit die Entscheidungen der Schwangeren/Mütter zu jeder Zeit der Schwangerschaft [5] und übt u.a. einen prägenden Einfluss auf die Wahl des Geburtsortes aus [6]. In diesem Zusammenhang stellen neben den eigenen Emotionen, die Beziehungen zu unterstützenden Personen und die Versorgungsangebote die wesentlichen Elemente der subjektiv erlebten Sicherheit dar [5,7].
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse weisen auf eine hohe Relevanz der subjektiven Sicherheit bei den Frauen während der Schwangerschaft und der Geburt hin und gehen über die medizinische Perspektive der Sicherheit hinaus. Es ist daher wichtig, dass Hebammen und Geburtshelfer/-innen mit Frauen über ihre individuellen Sicherheitsbedürfnisse sprechen und ihnen bei der Suche nach sicherheitsverstärkenden Elementen helfen.
Referenzen:
[1] http://www.aezq.de/patientensicherheit/definition-ps [Zugriff 18.06.2016]
[2] Kaufmann, F.-X. (2012). Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches Problem. Untersuchungen zu einer Werteidee hochdifferenzierter Gesellschaften. Berlin Lit (Zivile Sicherheit 4), unveränderter Nachdruck von 1973.
[3] Maslow, A. (1981). Motivation und Persönlichkeit (12. Auflage). Hamburg: Rowohlt.
[4] Ruhne, R. (2003). ‚Sicherheit‘ ist nicht die Abwesenheit von ‚Unsicherheit‘ – Die soziale Konstruktion geschlechtsspezifischer (Un)Sicherheiten im öffentlichen Raum. In N. Gestring, H. Glasauer, C. Hannemann, W. Petrowsky, & J. Pohlan (Hrsg.), Jahrbuch Stadtregion 2002: Die sichere Stadt (S. 55 – 73). Opladen.
[5] Mozygemba, K. (2011). Die Schwangerschaft als Statuspassage. Das Einverleiben einer sozialen Rolle im Kontext einer nutzerinnenorientierten Versorgung. Bern: Huber.
[6] Hadjigeorgiou, E., Kouta, C., Papastavrou, E., Papadopoloulos, I., & Martensson, L. (2012). Women's perceptions of their right to choose the place of childbirth: an integrative review. Midwifery, 28 (3), 380 – 390.
[7] Melender, H.-L., & Lauri, S. (2001). Security associated with pregnancy and childbirth-experiences of pregnant women. Journal of Psychosomatic Obstetrics & Gynecology, 22 (4), 229 – 239.