Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607693
Vorträge
Klinisch praktische Geburtshilfe II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfahrungen mit dem Misoprostol-Vaginalinsert Misodel® zur Geburtseinleitung

M Schmidt
1   Sana Kliniken Duisburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Duisburg, Germany
,
M Neophytou
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Duisburg, Germany
,
J Freudenberg
3   Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Marburg, Germany
,
M Kühnert
3   Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Marburg, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

In Deutschland werden ca. 25% aller Geburten eingeleitet, die diesbezügliche Evidenz ist jedoch schwach. Besteht eine gesicherte Indikation zur baldigen Beendigung der Schwangerschaft, so stellen eine gute Effektivität bei hoher Sicherheit wichtige Anforderungen an eine Geburtseinleitung dar. Die folgende Studie beschreibt die Erfahrungen mit dem zur Geburtseinleitung zugelassenen Misoprostol-Vaginalinsert Misodel® an den Perinatalzentren der Universitätsfrauenklinik Marburg sowie den Sanakliniken Duisburg.

Methodik:

Wir führten eine retrospektive Datenerhebung an 368 Patientinnen nach fachärztlicher Indikationsstellung zur Geburtseinleitung nach der 36+0 SSW durch.

Ergebnisse:

Die häufigsten Indikationen zur Geburtseinleitung stellten eine Terminüberschreitung (38,1%), ein vorzeitiger Blasensprung (16,7%) sowie ein Diabetes/Gestationsdiabetes (8,8%) dar. Eine erfolgreiche vaginale Geburt nach Geburtseinleitung mit dem Misoprostol-Vaginalinsert wurde in 69% der Fälle erreicht. In 80% der Fälle konnte die Entbindung innerhalb von 24h und in 90% innerhalb von 30h erzielt werden. Die mediane Zeit vom Beginn der Geburtseinleitung bis zur Geburt betrug 14,25h. Eine Entfernung des Inserts erfolgte im Median nach 9,2h, die Gebärenden wurden im Median 3,7h bis zur Geburt im Kreißsaal betreut.

Eine Polysystolie trat in 24,3%, ein vorübergehend pathologisches CTG in 35% der Fälle auf. Eine intrapartuale Tokolyse erfolgte in 16%. Hauptindikationen für eine sekundäre Sectio waren ein pathologisches CTG (50,5%) sowie ein Geburtsstillstand (44,9%). Ein Geburts-pH < 7 wurde in keinem Fall, ein Geburts-pH < 7,15 in 12,2% beobachtet. In 3,5% der Fälle wurde ein 5 min APGAR < 7 vergeben. Eine postpartale Atonie wurde in 3 Fällen (0,8%) eine Plazentaretention in einem Fall (0,3%) beobachtet.

Diskussion:

Das Misoprostol-Vaginalinsert Misodel® stellt ein effektives Medikament zur Geburtseinleitung dar. Über das mögliche Auftreten einer Polysystolie muss sich der Anwender bewusst sein. Aufgrund der Halbwertszeit von 45 min sistiert diese häufig nach Entfernen des Präparates nicht und muss ggfs. durch eine akute oder auch länger andauernde Tokolyse antagonisiert werden. In Kenntnis dieser Tatsache stellt Misodel® ein sicheres Medikament dar, um bei bestehender Indikation eine zeitnahe Geburt zu ermöglichen.