Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607701
Vorträge
Sonstige Sitzungen – Aktuelle Empfehlungen der Nationalen Stillkommission
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterscheidet sich das Stillverhalten bei Frauen nach In-Vitro-Fertilisation (IVF)?

LA Purtschert
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
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V Mitter
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
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M Minger
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
,
P Fasel
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
,
B Mosimann
2   Universitätsspital Bern, Klinik für feto-maternale Medizin und Geburtshilfe, Inselspital, Bern, Switzerland
,
M Eisenhut
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
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M von Wolff
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
,
A Kohl Schwartz
1   Universitätsspital Bern, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital, Bern, Switzerland
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)

 

Fragestellung:

Stillen ist wichtig für die Gesundheit von Mutter und Kind und wird deshalb von der World Health Organisation (WHO) während mindestens 6 Monaten empfohlen. Neben sozio-kulturellen Faktoren beeinflussen auch medizinische Faktoren wie vorhergehende Infertilität, Gestationsalter und Geburtsmodus das Stillverhalten. Basierend auf diesen Erkenntnissen wollten wir untersuchen, ob sich das Stillverhalten bei Frauen mit Schwangerschaften nach verschiedenen In-Vitro-Fertilisations (IVF)-Methoden mit und ohne Hormonstimulation von demjenigen der Gesamtbevölkerung unterscheidet.

Methodik:

Als Datengrundlage dient die Berner IVF Kohorte. Alle Kinder, die nach einem frischen IVF-Zyklus am Universitätsspital Bern zwischen 2010 und 2015 lebend geboren wurden, wurden in die Analyse eingeschlossen. Als Fertilitätsbehandlung kamen die konventionelle IVF (cIVF) mit Hormonstimulation oder die Natural-Cycle IVF (NC-IVF) ohne Hormonstimulation zur Anwendung. Erfasst wurden Dauer und Ursachen der Infertilität, Behandlungsmethode, Komplikationen während der Schwangerschaft, Gestationsalter, Geburtsmodus und neonatale Gesundheit des Kindes. Dazu wurden die reproduktionsmedizinischen Berichte sowie die Schwangerschafts- und Geburtsberichte retrospektiv ausgewertet. Die Informationen zur Stillinzidenz und zur Stilldauer wurden durch brieflich retournierten Angaben und Telefoninterviews erhoben. Verglichen wurden die Resultate einerseits zwischen den zwei Behandlungsgruppen und andererseits mit der Stillinzidenz und Stilldauer der schweizerischen Gesamtbevölkerung (SWIFS – Swiss Infant Feeding Study, N = 1439).

Ergebnis:

Im Rahmen der Studie wurden 176 Frauen angefragt. Die Angaben zum Stillen erhielten wir von 136 Frauen, was einer Antwortrate von 77,3% entspricht. Die Stillrate der Frauen nach cIVF liegt bei 93,3%, bei Frauen nach NC-IVF bei 93,4% und damit leicht tiefer als in der generellen Bevölkerung der Schweiz (95%). Der Vergleich unseres Patientenkollektivs und der Schweizer Bevölkerung zeigte eine signifikant kürzere mittlere Stilldauer nach dem 6. Lebensmonat, p < 0,001 (95%CI 7,48 – 27,98), mit einem Anteil an stillenden Frauen von 46,2% in unserer Studienpopulation vs. 64% in der Allgemeinbevölkerung. Da ein höherer Ausbildungsstatus mit einer längeren Stilldauer assoziiert ist, stellt eine mögliche Erklärung der tiefere Anteil an Frauen mit einem tertiären Abschluss in unserem Patientenkollektiv dar (Studie: 34,7%, CH: 54%). Die Stillinzidenz und -dauer unseres Patientenkollektivs unterscheidet sich nicht signifikant zwischen den beiden IVF-Behandlungsgruppen.

Schlussfolgerung:

Fertilitätsbehandlungen sind verglichen mit der Allgemeinbevölkerung mit einer kürzeren Stilldauer assoziiert. Die Resultate zeigen die Wichtigkeit der postnatalen Unterstützung und Förderung des Stillens insbesondere bei Müttern nach IVF-Schwangerschaften.