Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607708
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Implementierung des Klinischen Assessments im Bachelorstudiengang Hebamme an der Berner Fachhochschule und in den Praxisinstitutionen

I Uhr
1   Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Bachelorstudiengang Hebamme, Bern, Switzerland
,
S Wirth
1   Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Bachelorstudiengang Hebamme, Bern, Switzerland
,
F Suter
2   Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland
,
L Fankhauser
1   Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Bachelorstudiengang Hebamme, Bern, Switzerland
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

In ihrer alltäglichen Arbeit erheben Hebammen im geburtshilflichen Bereich anamnestische Daten und führen klinische Beurteilungen durch. Seit 2008 wird im Bachelorstudiengang Hebamme an der Berner Fachhochschule im Modul „Klinisches Assessment“ nun auch Wissen und Fähigkeiten/Fertigkeiten zu erweiterter Anamneseerhebung und allgemeiner körperlichen Untersuchung gelehrt.

In komplexen Situationen, die sich laufend und schnell verändern, müssen Hebammen rasch zu einer klinischen Einschätzung kommen, um die Notwendigkeit von gezielten Nicht-Interventionen oder sofortigen Interventionen abzuschätzen.

Ein kontinuierliches Klinisches Assessment (= klinische Einschätzung) ermöglicht, körperliche und psychische Veränderungen zu erfassen, bei Bedarf vorbeugende Massnahmen einzuleiten, Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und kompetent zu handeln.

Methodik:

Im Modul „Klinisches Assessment“ (KAS) vertiefen die Studierenden mittels Vorlesungen und Skillstrainings ihr theoretisches Fachwissen in Anatomie, Physiologie, Pathologie und Pathophysiologie, indem sie auf diesen Grundlagen das Aufnehmen einer vollständigen bzw. einer problemfokussierten Anamnese und die Untersuchungstechniken des Körperstatus „Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation“ erlernen und trainieren. Hierbei werden folgende Organsysteme behandelt: Herz-Kreislaufsystem, Lunge, Haut, Mund und Rachen, Urogenitalsystem und Brust, Abdomen, Nervensystem und psychischer Zustand.

Ergebnis:

Ziel ist die Sicherheit in allen, auch akuten und komplexen geburtshilflichen Situationen, zu gewährleisten. Mit dem KAS erlernen die Studierenden, klinische Situationen von Klientinnen strukturiert und systematisch einzuschätzen. Dies hilft nicht nur dem eigenen beruflichen Handeln; die einheitliche Grundstruktur und der gemeinsame Wortschatz fördern die Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen und reduzieren somit Missverständnisse und Fehler.

Um die erlernten Grundlagen jedoch in der Praxis kompetent anzuwenden, benötigt es supervidierte Übungssituationen im beruflichen Alltag. Hier fehlt es noch häufig an praktischen Möglichkeiten. Personen aus der Ärzteschaft und Pflege leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Langfristiges Ziel ist es jedoch, eine Betreuung durch Personen der eigenen Berufsgruppe zu gewährleisten, die die Einbettung des KAS in die berufseigene Praxis und ihre spezifische Zielsetzung vorleben.

Schlussfolgerung:

Der Austausch und eine gegenseitige Unterstützung von Fachhochschule und Praxisinstitutionen ist unabdingbar: einerseits, um die Implementation des KAS in den Praxisinstitutionen und im Rahmen der praktischen Ausbildung der Studierenden zu fördern, andererseits benötigt die Fachhochschule Einblick in die Umsetzung des KAS in der beruflichen Praxis um das Ausbildungsprogramm laufend anzupassen bzw. zu ergänzen.