Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607720
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zweizeitige Geburt mit Spätabort des führenden Geminus mit 21+0 SSW in England und Spontangeburt des zweiten Geminus mit 28+4 SSW in Europa – Fallbericht mit Literaturreview

F Meier
1   Klinik Hallerwiese, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
,
I Ramón Cuadrado
1   Klinik Hallerwiese, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
,
M Schafflhuber
2   Cnopf'sche Kinderklinik, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Nürnberg, Germany
,
K Regner
1   Klinik Hallerwiese, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
,
F Kainer
1   Klinik Hallerwiese, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Einleitung:

Die zweizeitige Geburt bei Gemini-Schwangerschaften wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Dabei stellt sich insbesondere die Frage nach dem optimalen Vorgehen: Tokolyse, Antibiotikagabe, Notfallcerclage, oder abwartendes Vorgehen?

Fallvorstellung:

Bei einer 32-jährigen IIG/IP mit dichorialer-diamnioter Geminischwangerschaft kam es mit 21+0 SSW zu einem vorzeitigen Blasensprung mit Spätabort des führenden Feten in einer Klinik in England. Bei unauffälligen Entzündungswerten wurde der Verlauf unter prophylaktischer Antibiotikatherapie bei vitalem zweiten Feten abgewartet. Mit 24+6 SSW stellte sich die Patientin erstmalig bei uns mit leichter vaginaler Blutung vor. Es erfolgte die stationäre Aufnahme und Durchführung der RDS-Prophylaxe mit Celestan unter Tokolyse mit Adalat. Die regelmäßigen Kontrollen der Entzündungsparameter zeigten sich stets unauffällig. Mit 28+4 SSW kam es bei der bis dahin beschwerdefreien Patientin zu verstärkter vaginaler Blutung und Wehentätigkeit, welche zur raschen Spontangeburt führte. Nach neunwöchigem Aufenthalt auf der Neugeborenen-Intensivstation konnte das Frühgeborene in gutem Allgemeinzustand ohne relevante Komplikationen nach Hause entlassen werden.

Schlussfolgerung:

Dieser Fall zeigt, dass das beschriebene abwartende Vorgehen bei unauffälligen Entzündungsparametern durchaus sinnvoll sein kann. Die Schwangerschaft konnte ohne zusätzliche therapeutische Maßnahmen um fast 8 Wochen verlängert werden und so die Morbidität des zweiten Feten erheblich gesenkt werden. Hinsichtlich des optimalen Vorgehens herrscht in der Literatur kein Konsens und es bleibt daher individuell zu entscheiden.