Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607721
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fetomaternale Makrotransfusion bei Primipara in der 38. SSW – ein Fallbericht

E Isaeva
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt am Main, Germany
,
N Döhring
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt am Main, Germany
,
Z Maden
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt am Main, Germany
,
A Reitter
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt am Main, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Ziel:

Fallvorstellung einer fetomaternalen Makrotransfusion bei einer Primipara in der 38 SSW.

Fallvorstellung:

Dieser Fall behandelt die Geschichte einer völlig unauffälligen Schwangerschaft, bei der im dritten Trimenon plötzlich schwere Komplikationen auftraten.

Während einer regulären Frauenarztkontrolle der gesunden, 36-jährigen IG in der 38. SSW fiel erstmalig ein pathologisches CTG auf, sodass sie notfallmäßig ins Krankenhaus überwiesen wurde. Die Patientin stellte sich bei uns vor, bis auf eine laparoskopische Myomenukleation 2015 war die Anamnese leer. Die Blutgruppe ist B rhesus negativ und der Antikörpersuchtest negativ. Bei der Aufnahme zeigte sich sonographisch ein Oligohydramnion, die Doppleruntersuchung der Arteria umbilicalis war pathologisch (Blockbild). Das CTG war eingeengt mit spontaner Dezeleration, sodass die Entscheidung zur sofortigen Entbindung per Notkaiserschnitt getroffen wurde. Intraoperativ gab es keinen Hinweis für eine Plazentalösung, das Fruchtwasser war klar. Es wurde ein blasses, schlappes Kind entwickelt. APGAR 3/2/5. NSapH 6,90. Das fetale Hämoglobin lag bei 2,4 g/dl. Nach unmittelbarer Versorgung durch den Pädiater und sofortiger Bluttransfusion erfolgte die Verlegung des Kindes in die Kinderklinik.

Postpartal konnte die Verdachtsdiagnose einer fetomaternalen Bluttransfusion mit positivem Kleihauer Test gestellt werden. Das geschätzte Transfusionsvolumen betrug 250 ml.

Die fetomaternale Transfusion ist ein seltenes Krankheitsbild mit erheblicher Bedeutung. Für die Pathophysiologie scheint die Plazentaschranke eine wichtige Rolle zu spielen. Sie trennt den mütterlichen von dem kindlichen Blutkreislauf. Trotzdem kann es in seltenen Fällen zum Übertritt – auch ohne offensichtliches Trauma – von fetalen Erythrozyten und Blutbestandteilen in den mütterlichen Kreislauf kommen. Es bleibt unbewiesen, ob durch die stattgehabte Myomenukleation diese Schranke möglicherweise geschädigt war. Warum dies zu dem späten Zeitpunkt zur relevanten Pathologie führt, kann nicht sicher geklärt werden; es scheint, dass die Mehrzahl an fetomaternalen Transfusionen im dritten Trimester stattfindet. Die fetale Anämie kann zu einer erheblichen Gefährdung des Kindes mit Folgeschäden führen.

Schlussfolgerung:

Eine fetomaternale Makrotransfusion ist ein seltenes Krankheitsbild, das mit unspezifischer Symptomatik einhergeht und auch im dritten Trimenon und bei Low-Risk Schwangerschaften auftreten kann.