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DOI: 10.1055/s-0037-1607727
Uterus ruptur bei Uterus didelphys in der 15. SSW
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)
Einführung:
Angeborene Anomalien des Uterus (Congential Anomalies of the Uterus: CAUs) sind die häufigsten Fehlbildungen des weibl. Reproduktionstraktes. Sie sind mit verringerter Fertilität und Schwangerschaftskomplikationen wie vorzeitige Wehentätigkeit oder Lageanomalien assoziiert (Heinonen P., 1984). Der U. duplex (didelphys) ist eine seltene Variante der CAUs mit einer Prävalenz von 0,3 – 11%. Im nachfolgenden Fall berichten wir über eine 40-jährige Patientin in der 15. SSW mit Uterusruptur bei bekanntem U. didelphys.
Fallvorstellung:
Die Patientin 3G/1P (Z.n. Abort 2014, Z.n. Spontanpartus 2015) stellte sich mit Unterbauchschmerzen in der rech. 14+3 SSW in unserer Klinik vor. Anamnestisch waren eine Nierenaplasie rechts sowie ein U. didelphys bekannt. 2014 hatte sich eine missed abortion (7. SSW) im rechten Uterus gezeigt. Bei fehlender Möglichkeit der vaginalen Saugkürettage wurde eine laparoskopische Uterotomie mit Entfernung des Schwangerschaftsmaterials und anschließender Naht durchgeführt. 2015 erfolgte ein termingerechter komplikationsloser Spontanpartus nach spontaner Konzeption (linker Uterus). Im transvaginalen Ultraschall zeigte sich freie Flüssigkeit, ein gut darstellbarer Uterus mit strichförmigen Uteruscavum, angrenzend ein ca. 7 cm großes Hämatom und bauchdeckennah ein Fetus mit positiver Herzaktion. In Zusammenschau der Befunde wurde der Verdacht auf eine Perforation des rechten Uterus mit extrauterin liegendem vitalen Fetus und Hämatoperitoneum geäußert. Es wurde die Indikation zur explorativen Längslaparotomie gestellt. Es erfolgte die komplikationslose Entfernung des Feten und komplette Resektion des rechten Uterus sowie eine Tubektomie rechts. Die Patientin konnte bereits am 3. postoperativen Tag in die ambulante Betreuung entlassen werden.
Diskussion:
Die Inzidenz einer termingerechten Geburt bei U. didelphys wird in der Literatur mit 45% – 56% angeben (Grimbizis G. F.,2001; Acién P., 1993). Somit ist die Rate an zeitgerechten Entbindungen signifikant höher als bei anderen CAUs wie z.B. bei U. bicornis (26%) oder U. septus (46%) (Acién P., 1993). Im Vergleich zu Patientinnen ohne Uterusanomalien ist die Inzidenz für Spontanaborte (21%), intrauterine Wachstumsrestriktionen (11%) und Frühgeburtlichkeit (24%) bei Patientinnen mit U. didelphys signifikant erhöht (Heinonen P.K., 2000). Über die Rate an Uterusperforationen im Zusammenhang mit U. didephylis existieren kaum Daten. Im geschilderten Fall erfolgte die Konzeption im rechten Uterus im Z.n. Uterotomie in der Frühgravidität, was als klarer Risikofaktor für eine Ruptur zu sehen ist. Interessant ist, dass sich bereits zum zweiten mal eine Gravidität rechts eingenistet hat, da dies vermutlich über die kontralaterale Tube und dann retrograd in den rechten Uterus erfolgt ist (rechte Cervix nur rudimentär und ohne Verbindung zur Scheide angelegt). Retrospektiv wäre ggf. bereits 2014 eine Entfernung des rechten Uterus im Rahmen der Laparoskopie eine Behandlungsoption gewesen.