Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0037-1607777
General Movements bei FG mit periventrikulärer Leukencephalomalazie°I
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Frühgeborene (FG) haben ein erhöhtes Risiko für pränatale und perinatale Gehirnschädigungen, wobei die Entwicklung einer periventrikulären Leukenzephalomalazie (PVL) ein relevantes Risiko darstellt. Die PVL kann in 4 Schweregrade (PVL°I bis °IV) eingeteilt werden. Auch die niedriggradige PVL kann in ca 1/3 der Kinder Ursache für die Entwicklung einer Zerebralparese (ZP) sein. Das Beratungsgespräch mit den Eltern ist bei dieser Diagnose daher besonders herausfordernd.
Bei FG hat sich die Beurteilung der Spontanbewegungen (General Movements, GMs) als zuverlässige Methode zur Früherkennung neurologischer Dysfunktionen, insbesondere der Entstehung einer ZP erwiesen.
Wir untersuchten, ob FG mit sonographisch verifizierter PVL°I auffälligere GMs im globalen und detaillierten General Movement Assessment (GMA) haben, als FG mit unauffälliger Schädelsonografie.
Methodik:
In einer retrospektiven Beobachtungsstudie wurden FG mit sonographisch verifizierter PVL°I im Verhältnis 1:2 mit FG mit unauffälliger Schädelsonografie nach Geschlecht (63% männlich), Gestationsalter (± 1 Woche) und Geburtsgewicht (± 660 g) gematched. Die klinischen und demographischen Daten wurden aus den Krankenakten erhoben. Anhand von Videos wurden GMs vor der Entlassung mittels globalem und detailliertem GMA (General Movement Optimality Score, GMOS) und im korrigierten Alter von 3 Monaten (Motor Optimality Score, MOS) analysiert. Die Personen welche die Videoanalysen durchführten waren in Bezug auf die Gruppenzugehörigkeit geblindet.
Ergebnis:
Zwischen 2014 und 2016 wurden im LKH Graz bei 11 FG (GA 33 ± 3 SSW, GG 1300 g (762 – 3200)) eine PVL°I diagnostiziert. Diese wurden mit 22 FG (GA 30 ± 3 SSW, GG 1320 g (600 – 2630)) mit unauffälliger Schädelsonografie gematched. Das globale GMA zum Zeitpunkt der Entlassung ergab bei 8/10 FG mit PVL°I (80%) leichte Auffälligkeiten (Poor Repertoire, PR), bei 2 einen unauffälligen Befund, ein Video konnte nicht beurteilt werden. Die gematchten FG mit unauffälliger Schädelsonografie zeigten in 12/20 Fällen (60%) Auffälligkeiten (PR) im globalen GMA. Der GMOS war bei FG mit PVL°I (Median 24 (range 16 – 37)) signifikant niedriger als bei FG mit unauffälliger Schädelsonografie (medianer GMOS 30 (range 14 – 42, p < 0.05). Mit 3 Monaten ergab das globale und detaillierte GMA bei allen FG einen unauffälligen Befund (MOS von FG mit PVL°I 28 (range 21 – 28) vs. FG ohne PVL 26 (range 22 – 28), n.s.).
Schlussfolgerung:
Zum Zeitpunkt der Entlassung zeigten FG mit PVL°I häufiger auffällige Spontanbewegungen (PR, 80% vs. 60%) und einen signifikant niedrigeren GMOS im Vergleich zu FG mit unauffälliger Schädelsonografie. Im korrigierten Alter von 3 Monaten hatten alle Kinder unauffällige GMs in der globalen Analyse. Es zeigte sich auch kein Unterschied im detaillierten MOS zwischen den Gruppen. Eine abschließende Untersuchung bezüglich des Auftretens einer ZP mit korrigiert 2 Jahren kann erst in Zukunft durchgeführt werden.