Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607791
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Frühgeburt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geburtenreport der Techniker Krankenkasse Analysen zu Einflussfaktoren auf die Kaiserschitt- und Frühgeburtenrate

A Gillessen
1   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Germany
,
A Lanfer
1   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Germany
,
M Suling
1   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Germany
,
C Vietor
1   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)

 

Mütterliche Vorerkrankungen wie Adipositas und Depressionen haben einen signifikanten Einfluss auf den Entbindungsmodus. Das belegen Analysen von Daten von mehr als 38.000 TK-versicherten Müttern und ihren in 2008 geborenen Kindern. Die Ergebnisse wurden am 3. Juli 2017 im TK-Geburtenreport veröffentlicht.

In der analysierten Schwangerenkohorte haben 30% der Frauen per Kaiserschnitt entbunden. Insgesamt 17 Erkrankungsbereiche von Müttern ein Jahr vor und 2 Jahre nach Entbindung wurden im Zusammenhang mit Kaiserschnittrate und Frühgeburtlichkeit untersucht.

Besonders auffällig waren die Prävalenzen für psychische Erkrankungen mit 9% Depressionen, 17% Angststörungen und 12% akute Belastungs- und 24% Somatisierungsstörungen. Die Wahrscheinlichkeit, per Kaiserschnitt zu entbinden war für alle diese Erkrankungsbereiche erhöht (OR = 1,1 für Angst- und Somatisierungsstörungen bis OR = 1,3 für Depression). Postnatal sank die Prävalenz der untersuchten psychischen Erkrankungen deutlich. Frauen mit diagnostizierter Adipositas entbanden doppelt so häufig per Kaiserschnitt (Odds Ratio = 1,9), auch wenn keine Komorbiditäten wie Hypertonie und Diabetes vorlagen (Odds Ratio = 1,8). Ferner zeigten die Daten der Kinder aus der TK-Kohorte eine statistisch signifikante Assoziation zwischen Kaiserschnittentbindung und Infektionen der oberen Atemwege und intestinalen Infektionen zwei Jahre nach Geburt.

Von einem geringen Geburtsgewicht waren 4% der Neugeborenen in der TK-Kohorte. Da in Kassendaten keine Information über Frühgeburtlichkeit hinterlegt ist, wurde ein niedriges Geburtsgewicht (< 2.500 g) als Indikator herangezogen. Für Frauen mit einer vorgeburtlichen Depression war die Wahrscheinlichkeit ein untergewichtiges Neugeborenes zu entbinden höher (OddsRatio = 1,7).

Rund 90 Prozent der Kaiserschnittentbindungen haben eine relative Indikation. Auf Basis dieser Datenlage ist das differenzierte Abwägen der Sectio-Indikation sowie Untersuchungen zu Langzeitfolgen der Krankheitsrisiken bei Kindern notwendig. Ein guter Ansatzpunkt für eine Versorgungsverbesserung ist ein Aufgreifen von Ängsten und psychischen Belastungen und anderen, im Geburtenreport beschriebenen mütterlichen Vorbelastungen.