Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607797
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Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Amnioninfektionssyndrom durch Candida – Chorioamnionitis

T Vilsmaier
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Germany
,
R Kästner
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Germany
,
I Alba-Alejandre
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die 34-jährige 2G 1P stellte sich erstmalig in der 22+6 Schwangerschaftswoche mit einem Fruchtblasenprolaps und Muttermunds Eröffnung von 3 cm vor. Nach komplikationsloser Notfallcerclage nach McDonald wurde die Patientin mit negativen Entzündungswerten entlassen. Es erfolgte zudem eine topische Therapie mit Clotrimazol bei Nachweis von Candida albicans in der Cervixkultur. Die Patientin stellte sich erneut in der 24+3 Schwangerschaftswoche mit vorzeitiger Wehentätigkeit vor. In einer erneut durchgeführten Cervixkultur konnte wiederholt eine physiologische Flora nachgewiesen werden bis auf den erneuten Nachweis von Candida albicans. Laborchemisch zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Entzündungswerte, so dass bei Verdacht auf ein Amnioninfektionssyndrom (AIS) eine transabdominelle Amniozentese durchgeführt wurde. Fraglich war der Erreger Auslöser dieses fulminanten AIS.

Methodik:

Untersuchung im Rahmen einer Retrospektiven Fall-Studie.

Ergebnis:

Die Ergebnisse der Amniozentese zeigten ein deutlich erhöhtes Interleukin 6 von mehr als 250 000 pg/ml im Fruchtwasser. Bei gesichertem AIS wurde zunächst die Indikation zur Cerclagelösung gestellt und eine Antibiotische Therapie begonnen. Die Geburt erfolgte in der 24+4 Schwangerschaftswoche bei suspektem CTG durch sekundäre Sectio. Die Pathologische Begutachtung zeigte eine eitrige Candida-Chorioamnionitis. Candida albicans konnte ebenfalls in Fruchtwasser- sowie Nabelschnurkulturen nachgewiesen werden. Der Nachweis von Candida konnte ebenfalls im Ohrabstrich sowie Magensekret des Neugeborenen nachgewiesen werden. Aufgrund der ausgedehnten Candidainfektion wurde eine Immundefektabklärung der Patientin veranlasst, welche verminderte IgG Konzentrationen sowie diskrete Veränderungen mehrerer Lymphozytensubpopulationen zeigte.

Schlussfolgerung:

Dieser Fallbericht offenbart einen seltenen und jedoch fulminanten Verlauf einer Chorioamnionitis ausgelöst durch Candida albicans. Die Entwicklung in diesem Fall könnte von Bedeutung sein in Hinblick auf das Patienten Management und Therapieform bei AIS Patientinnen in der Zukunft.