Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0037-1607801
Unklare Transaminasenerhöhung in der Schwangerschaft verursacht durch Epstein-Barr-Virus (EBV)-Infektion – ein Fallbericht
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Einleitung:
Eine 35-jährige IIIG/IIP stellte sich in der 35. (34+5) SSW im Z.n. Re-Sectio bei unklarer Transaminasenerhöhung (um 300 U/l), leichter Thrombopenie und leichter Proteinurie in unserer Klinik vor. Prodromi wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Augenflimmern wurden von der Patientin bei Aufnahme verneint. Die weitere Anamnese der Patientin beinhaltete einen bis zur 34. SSW insulinpflichtigen Gestationsdiabetes, eine Adipositas, eine bekannte Hashimoto-Thyreoiditis und eine kürzlich stattgehabte Gastroenteritis mit wässrigem Durchfall. Als Verdachtsdiagnose wurde eine Präeklampsie (DD HELLP) postuliert.
Procedere:
Stationäre Observanz, Blutdruck-Messungen, 24-Stunden-Sammelurin, regelmäßige CTG,- Doppler- und Labor-Kontrollen und eine Thromboseprophylaxe wurden angeordnet. Die fetale Sonografie zeigte einen zeitgerecht entwickelten Feten in I. Schädellage. Die Fruchtwasser-Menge und die Dopplerindizes waren unauffällig, die regelmäßig durchgeführten RR-Messungen normoton. Tägliche Laborkontrollen zeigten einen deutlichen Anstieg der Transaminasen mit leichtgradigem Abfall der Thrombozytenzahl. Die Gallensäuren waren grenzwertig erhöht (22 µmol/l); der sFlt-1/PlGF-Quotient betrug 20,4. Die Hepatitis- (Hep A/B/C/E) und HIV-Serologie, sowie -PCR, waren blande. Die Patientin wurde konsiliarisch den Kollegen der Hepatologie vorgestellt. Eine akute Hepatitis unklarer Ursache wurde postuliert, sowie eine Schwangerschaftsfettleber oder ideopathische Schwangerschaftscholestase ausgeschlossen. Im Sonogramm zeigte sich zudem eine Milzvergrößerung, die als Ursache für die Thrombopenie gewertet wurde. Ein intermittierend auftretender Pruritus am Stamm und an den Extremitäten wurde mit hautpflegenden Cremes therapiert. Eine signifikante Proteinurie war über 24 Stunden nicht nachweisbar. Aufgrund der bis zu diesem Zeitpunkt fehlenden kausalen Diagnose wurde zusätzlich die PCR auf Coxsackie -, Cytomegalie (CM) – und Epstein-Barr-Virus angefordert.
Ergebnis:
Die Untersuchung auf Coxsackie-Virus-Infektion war negativ, sowie die PCR auf CMV-DNA bei serologisch Anti-CMV-IgG positiver und Anti-CMV-IgM negativer Konstellation. Die Epstein-Barr-Virus-Serologie sprach für Reaktivierung einer bereits bestehenden EBV-Infektion (positive Banden im Anti-EBV-IgG-Immunoblot: EBNA-1, p18, p23 und im Anti-EBV-IgM-Immunoblot: p54).
Schlussfolgerung:
Beim Epstein-Barr-Virus handelt es sich um ein Doppelstrang-DNA-Virus der Herpes-Gruppe, das Epithelien und B-Lymphozyten infiziert. Symptome sind Fieber, Lymphknotenschwellungen mit Milztumor und einem „buntem Bild“ wie Angina, Diarrhoe, Hepatitis bis hin zur Meningitis häufig mit einem Exanthem einhergehend. Die Inkubationszeit beträgt 20 – 50 Tage. Teratogene Schäden für das Kind sind bisher nicht bekannt. Bei unklarer Leberwerterhöhung in der Schwangerschaft sollten deshalb unbedingt und in jedem Fall auch seltene enterale Viren abgeklärt, sowie Hepatitis auslösende Viren der Herpes-Gruppe bestimmt werden.