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DOI: 10.1055/s-0037-1607804
Evaluierung der Durchführung des orale Glucosetoleranztests im Rahmen der österreichischen Mutter-Kind-Pass Untersuchung an einem Kollektiv von 3470 Müttern mit Einbeziehung des Migrationshintergrundes
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Der standardisierte orale Glucosetoleranztest (oGTT) ist der Goldstandard in der Gestationsdiabetes (GDM)-Diagnostik und seit Anfang 2010 im österreichischen Mutter-Kind-Pass gesetzlich verankert. Im klinischen Alltag ist man jedoch oft mit nicht leiliniengerecht durchgeführten oGTTs konfrontiert, sodass ein GDM nicht ausgeschlossen werden kann und das geburtshilfliche Risikomanagement entsprechend erschwert wird. Ziel war es, die Anzahl vollständig bzw. unvollständige durchgeführter oGTTs zu erheben. Im Weiteren sollte erhoben werden, ob bei Mütter mit Migrationshintergrund überproportional oft kein oGTT durchgeführt wird.
Methodik:
Wir führten eine retrospektive Datenanalyse von insgesamt 3470 Geburten im Zeitraum zwischen 1.1.2013 und 31.12.2015 an der Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie Linz (ehem. Landes Frauen- und Kinderklinik Linz) durch. Einschlusskriterien: Lebendgeburt, Einlingsschwangerschaft, Geburtsgewicht ≥3500 g, vollständiger fetaler und maternaler Datensatz. Die oGTT-Messwerte wurde aus dem Mutter-Kind-Pass übernommen.
Ergebnis:
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10% aller Mütter hatten einen diagnostizierten GDM, davon hatten 74% einen diätischen- und 26% einen insulinpflichtigen-GDM.
Bei rund 7% der Schwangerschaften erfolgte ein kompletter oGTT, jedoch führten pathologische Werte nicht zu einer weiteren Abklärung. 61% dieser Mütter wurden Österreich geboren. -
Bei 8% aller Mütter fand sich kein, oder ein nicht vollständig durchgeführter oGTT. 60% dieser Frauen wurden nicht in Österreich geboren, wobei der Anteil an Müttern mit Migrationshintergrund im Gesamtkollektiv nur 44% betrug.
Schlussfolgerung:
Der Anteil an nicht oder nur unvollständig durchgeführtem oGTTs ist überraschend hoch, obwohl dieser im Mutter-Kind-Pass gesetzlich verankert ist und eine Voraussetzung für das Kinderbetreuungsgeld darstellt.
Besonders Frauen mit Migrationshintergrund konnten oft keinen adäquaten oGTT vorweisen. Dies ist von besonderer Brisanz, da die ethnische Zugehörigkeit einen entscheidenden Einfluss auf das Risiko hat, einen GDM zu entwickeln: Frauen aus Südostasienhaben ein ca. 8-faches, Frauen aus dem arabischen Raum ein ca. 6-fach höheres Risiko als Europäerinnen. Anhand der vorliegenden Daten konnte verdeutlicht werden, dass gerade diese Frauen einer besonders intensiven Zuwendung bedürfen um Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Pass wahrzunehmen.